Samstag, 31. Dezember 2011

Theaterbesuche und Rezensionen 2011

Das gleiche Spiel wie letztes Jahr. Eine Auflistung der gesehenen Stücke. Diesmal in anderem Format. 

Musical

** Ti Amo am 23.02.2011 im Metropol, Wien [Blog]
** Marco Polo am 28.02.2011 im GRG X Laaer Berg Straße, Wien [Blog]
** Tanz der Vampire am 09.04.2011 im Ronacher, Wien [Blog]
** Tanz der Vampire am 09.05.2011 im Ronacher, Wien [Blog]
** Ich war noch niemals in New York am 12.05.2011 im Raimund Theater, Wien
** Tanz der Vampire am 17.05.2011 im Ronacher, Wien
** Tanz der Vampire am 07.06.2011 im Ronacher, Wien [Blog]
** Billy Elliot am 07.07.2011 im Victoria Palace, London [Blog]
** Wicked am 08.07.2011 im Apollo Victoria Theatre, London [Blog]
** The Phantom of the Opera am 11.07.2011 im Her Majesty's, London [Blog]
** The Lion King am 12.07.2011 im Lyceum, London [Blog]
** Sunset Boulevard am 26.07.2011 in der Stiftsruine, Bad Hersfeld [Blog]
** Die Päpstin am 27.07.2011 im Schlosstheater, Fulda [Blog] 
** The Last 5 Years am 08.10.2011 im Theater Drachengasse, Wien [Blog]
** The Last 5 Years am 13.10.2011 im Theater Drachengasse, Wien
** Singin' in the Rain am 16.10.2011 in den Kammerspielen, Wien [Blog]
** Wenn Rosenblätter fallen am 03.11.2011 im Theater Akzent, Wien [Blog]
** Rocky Horror Show am 09.12.2011 im Museumsquartier Halle E, Wien [Blog] 

Konzert

** There's more - Songs abseits des Musiktheater Mainstreams am 03.04.2011 in der Neuen Tribüne Wien, Wien [Blog]
** Sommernachtskonzert der Wiener Philharmoniker 2011 am 02.06.2011 im Park des Schloss Schönbrunn, Wien [Blog]
** An Evening Without ... Scott Alan am 07.10.2011 im Theater 82er Haus, Gablitz [Blog]
** Alle Jahre ... Bieber am 12.12.2011  im Theater Akzent, Wien [Blog]
** Weihnachtskonzert 2011 am 18.12.2011 in der Volksoper, Wien [Blog]

Sprechtheater

** Ralph und Carol - Noch einmal verliebt am 13.03.2011 in den Kammerspielen, Wien [Blog]
** Drei Schwestern am 12.04.2011 im Theater in der Josefstadt, Wien [Blog]
** Leonce und Lena am 20.09.2011 im Stadttheater Wiener Neustadt, Wiener Neustadt 

Ballett/Tanz

** Giselle am 24.06.2011 aus der Staatsoper, Wien live auf den Herbert-von-Karajan-Platz [Blog] 
** Balanchine und Robbins am 23.09.2011 aus der Staatsoper, Wien live auf den Herbert-von-Karajan-Platz
** Red Bull Flying Bach am 06.11.2011 im Burgtheater, Wien [Blog] 

Oper

** L'elisir d'amore am 11.06.2011 aus der Staatsoper, Wien live auf den Herbert-von-Karajan-Platz [Blog]

Operette:

** Wiener Blut am 16.09.2011 im Stadttheater Wiener Neustadt, Wiener Neustadt

CD:

** Our First Mistake (Kerrigan and Lowdermilk) [Blog]
** what i wanna be when i grow up (Scott Alan) [Blog]
** Christmas (Michael Bublé) [Blog]

DVD:

** Cordoba - Das Rückspiel [Blog]
** Roméo et Juliette - les enfants de Vérone [Blog]
** Gut gegen Nordwind [Blog]

Film:

** Black Swan [Blog]

Sonstiges:

** Verkleiden, verwandeln, verführen (Ausstellung im Theatermuseum) [Blog]
** Da bin ich jetzt supernackt (Kabarett-Vorlesung) [Blog]

Dienstag, 20. Dezember 2011

[Konzert] Weihnachtskonzert der Wiener Volksoper (18.12.2011, 14 Uhr)

Ich geb's zu, ich bin zu faul meine eigene Kritik über das Weihnachtskonzert der Wiener Volksoper zu schreiben. Für eine ausführliche Rezension verweise ich lieber auf Martin Bruny vom Kultur Channel, dem ich diesmal nur zustimmen kann. Das Weihnachtskonzert war schön, weihnachtlich und wirklich gut gemacht. Besonders toll war zu sehen, wie gespannt und begeistert die vielen Kinder waren, die am Nachmittag mit ihren Eltern die Logen des ersten Ranges (und noch einige andere Plätze) fast komplett in Anspruch genommen hatten. Nicht nur bei den "Twelve Days of Christmas", wo sie lautstark mitsingen durften, auch sonst waren sie großteils gebannt und gut unterhalten und benahmen sich besser als so manche (Fan-Girlie-Musical-) Erwachsene.

Samstag, 17. Dezember 2011

[CD] "Christmas" von Michael Bublé (2011)

Woran merkt man, dass die Vorweihnachtszeit angebrochen ist? Richtig, unter anderem daran, dass die Weihnachts-CDs wie die Schwammerl sprießen. Eine (vermutlich subjektive und nicht vollständige) Übersicht über die Neuerscheinungen hat Martin Bruny schon vor einer Weile in seinem Kultur-Channel (hier) zusammengestellt. Ich bin kein großer Fan solcher Weihnachts-CDs, weil doch immer wieder die gleichen Lieder aufgenommen werden, die man sowieso schon (viel zu) oft gehört hat. Michael Bublés Tonträger mit dem schlichten Titel Christmas hab ich mir dann aber doch zugelegt, auch wenn hier genauso die ewig gleichen Lieder zu hören sind. Der Kanadier ist in meinen Augen und Ohren mit seinem Schwiegersohnlächeln und seiner warmen Stimme geradezu prädestiniert Weihnachtslieder zu singen.

Ganz ehrlich, manchmal hör ich auch den hundersten Aufguss gerne, wenn er gut ist. Professionell und gut gemacht ist die CD auch fraglos, obwohl mit dem unglaublich faden "It's Beginning To Look Like Christmas" keine großen Erwartungen geweckt werden. Da hätte man sich wirklich einen besseren Opener aussuchen können. Etwas Schwungvolleres, etwas das mehr nach Michael Bublé klingt. Am besten klingen die Lieder sowieso dann, wenn er gewohnt mit Big Bang orchestriert singen darf ("Santa Clause is Coming to Town", "Christmas") oder fröhlich vor sich hinswingt (zusammen mit den Puppini Sisters bei "Jingle Bells" oder mit Shania Twain bei "White Christmas"). Gelungen sind auch "Ave Maria" und die Version von "All I Want For Christmas", die hier weniger poppig-fröhlich als besinnlich-ruhiger daher kommt. Das einzig wirklich neue Lied ist "Cold December Night". Geschrieben von Michael Bublé zusammen mit Alan Chang (mit welchem auch schon "Home" oder "Everything" entstanden) und seinem Produzenten Bob Rock passt es dementsprechend gut zu Bublés Stimme sowie Stil und fügt sich nahtlos in die restlichen Aufnahmen ein.

Alles in allem also ein nettes Album, das zwar nicht wirklich Neues bietet, aber gut gemacht ist, ins Ohr geht und doch auch ein paar Versionen von bekannten Liedern bietet, die man so noch nicht allzu oft gehört hat.

Tracklist:
01. It’s Beginning To Look A Lot Like Christmas
02. Santa Claus Is Coming To Town
03. Jingle Bells [featuring the Puppini Sisters]
04. White Christmas [duet with Shania Twain]
05. All I Want For Christmas Is You
06. Holly Jolly Christmas
07. Santa Baby
08. Have Yourself A Merry Little Christmas
09. Christmas (Baby Please Come Home)
10. Silent Night
11. Blue Christmas
12. Cold December Night
13. I’ll Be Home For Christmas
14. Ave Maria
15. Mis Deseos/Feliz Navidad” [duet with Thalia]
16. Michael Bublé wishes a Merry Christmas
17. Winter Wonderland

Im Web:

Mittwoch, 14. Dezember 2011

"An Evening Without Scott Alan" auf der Ronacher-Probebühne

[Bild via]
Jetzt ist es fix, die wunderbaren An Evening Without Scott Alan-Konzerte sind im neuen Jahr auf der Probebühne des Ronacher zu sehen. Wie schon bei den Konzerten in Gablitz werden als Sängerinnen und Sänger Ruth Kraus, Rita Sereinig, Tom Delbeke (auch an der Gitarre), Philipp Hägeli und Jürgen Kapaun dabei sein, unterstützt von Bernd Leichtfried (Piano, Musikal. Leitung/ Arrangements), Sandra Schennach (Piano) und Hana Yamazaki (Cello).

Die Termine:
16.01.2012
20.02.2012
05.03.2012
jeweils 20:00 Uhr auf der Probebühne im Ronacher.

Informationen und Karten hier.

[Konzert] "Alle Jahre ... Bieber" am 12.12.2011 im Theater Akzent

Hyperaktiv vorm Weihnachtsbaum. So könnte man vielleicht Andreas Biebers Konzert Alle Jahre ... Bieber (übrigens ein grauenhaftes Wortspiel in meinen Augen) in drei Worten zusammen fassen, denn was auch immer er wegen seiner Stimmprobleme (die man zumindest an diesem Abend nicht gehört hat) eingeworfen hatte, macht auf jeden Fall nicht müde. Mit Alle Jahre ... Bieber rief er letztes Jahr in Essen eine Konzertreihe ins Leben, die am Montag im Akzent ihre Fortsetzung fand. Zusammen mit Gästen - an diesem Abend waren Drew Sarich, Carin Filipcic und anstatt der erkrankten Ann Mandrella Caroline Vasicek eingeladen - sollte ein "musikalisches Happening" mit "unvergesslichen Musicaltiteln [...], den beliebtesten Songs aus gefeierten Soloprogrammen [...] und natürlich mit allerlei weihnachtlichem Liedgut" stattfinden. So in etwa fand das auch statt.
Ein sichtlich gut gelaunter Andreas Bieber führte das Publikum - das an diesem Abend deutlich zahlreicher erschien als noch zu Wenn Rosenblätter fallen - durch das Programm, das zu ungefähr gleichen Teilen aus Weihnachtsliedern und anderen Songs bestand (Setlist siehe unten). Gleich mit den einleitenden Worten hielt er fest, dass er eigentlich keine reinen Weihnachtskonzerte mag, weil man dann zu Hause keinen Spaß mehr hat, wenn man all die Weihnachtslieder schon sooft gehört hat. Im Prinzip ja ein nachvollziehbarer Gedanke, aber warum dann ein Weihnachtskonzert machen? So richtig nach dieser Maxime ging es dann aber doch nicht weiter, im Endeffekt waren so ziemlich alle üblichen Weihnachtslieder dabei. Mich hat's nicht gestört, bei einem Titel wie Alle Jahre ... Bieber hab ich das schließlich auch erwartet (nur auf "Stille Nacht" hätte ich gut und gerne verzichten können, das Lied höre ich freiwillig ausschließlich am Heiligen Abend). Ansonsten gab es die angekündigten Musicaltitel, hier besonders hervorzuheben die großartige Interpretation von "Als die Liebe entstand" aus Hedwig and the Angry Inch und sonstigen Songs.
Schön auch, dass seine Gäste nicht nur kamen um einen Song zu singen, sondern auch um ein bisschen mit ihm zu plaudern. Wenn er sich dann mit Drew Sarich an Barbarella-Zeiten und unfähige Theatermitarbeiterinnen erinnert, lacht man auch, wenn man nicht dabei war. Die gute Laune bei "Griechischer Wein" sprang dann auch ins Publikum über (auch wenn das dämliche Mitgeklatsche noch immer nicht meins ist). Mit "Isolation Street" durfte Sarich dann auch noch Werbung für sein vor Kurzem erschienenes Album Silent Symphony machen. Und wenn "der Piefke und der Ami" dann auch noch ein Wienerlied singen, das nach einer kurzen google-Recherche von Hape Kerkeling zu sein scheint, schlägt das Tauben vergiftende Wiener Herz höher.
Aber auch mit den Damen gab es einige schöne Momente. Dass Caroline Vasicek kurzfristig für die erkrankte Ann Mandrella einsprang, merkte man ihr nicht an. Ihre "Ode an den Mond" aus der Oper bzw. dem darauf basierenden Musical Rusalka war wirklich toll. Ich bin normalerweise kein Fan ihrer Stimme. Auch Carin Filipcic konnte einmal mehr beweisen, dass sie eine wunderbare Stimme hat und "Breath of Heaven" war auch ein Weihnachtslied, das ich noch nicht so oft gehört hatte.
Über die Band gibt es nicht viel zu sagen. Der Schlagzeuger war manchmal interessant anzusehen, so angestrengt, wie er in die Noten sah. Für die musikalische Leitung war Mario Stork verantwortlich.

Mein Fazit: Alles in allem war es auf jeden Fall ein gelungener Abend, an dem ich mich sehr gut unterhalten fühlte. Die Auswahl der Weihnachtslieder hätte vielleicht etwas origineller sein können (v.a. wenn man gleich zu Anfang erwähnt, dass es einem nicht gefällt ständig die gleichen Lieder überall zu hören), aber das war nur eine Kleinigkeit, die von der Umsetzung des ganzen Konzerts mehr als wett gemacht wurde.

Setlist:
- Rocking Around the Christmas Tree
- Alles, was gut tut (Udo Jürgens)
- Ich wollte nie erwachsen sein (Peter Maffay)
- Ich sag's durch die Blume / Oh, mein Papa (aus Feuerwerk)
- mit Caroline Vasicek: Perhaps Love
- Caroline Vasicek: Ode an den Monde (aus der Oper Rusalka von Antonín Dvořák)
- Silver Bells / Kling Glöckchen Kling / Sleigh Ride
- Rudolph the Red-nosed Reindeer / Rudolph, das kleine Rentier
- Wenn ich dein Spiegel wär (aus Elisabeth)
- mit Drew Sarich: Griechischer Wein (Udo Jürgens)
- Drew Sarich: Isolation Street (aus dem Album Silent Symphony)
- mit Drew Sarich: Winterzeit in Wien (Hape Kerkeling)
- mit Caroline Vasicek, Drew Sarich: Heidschi, bumbeidschi 

Pause

- It’s Beginning to Look a Lot Like Christmas / Jingle Bells / Santa Clause Is Coming to Town
- Das Liebeslied (Annette Louisan)
- Beide Dase däuft
- Wie die Liebe entstand (aus Hedwig and the Angry Inch)
- Sie
- Carin Filipcic: Breath of Heaven (Amy Grant)
- mit Carin Filipcic: The Christmas Song (Chestnuts Roasting on an Open Fire)
- Jingle Bell Rock
- Winter Wonderland / Winter Wunderland
- mit Caroline Vasicek, Drew Sarich, Carin Filipcic: Shine a Light 

Zugaben

- White Christmas
- mit Caroline Vasicek, Drew Sarich, Carin Filipcic: Stille Nacht

Meinungen Anderer:

Sonntag, 11. Dezember 2011

[Musical] "Rocky Horror Show" (MQ Halle E, 09.12.2011)

Bad, bizarre and bloody brilliant wird die Rocky Horror Show beworben und die aktuelle Tour, die noch bis 18. Dezember in der Halle E des Wiener Museumsquartiers zu sehen ist, hält, was sie verspricht. Tatsächlich kann man mit dem Musical rund um das biedere Pärchen Brad und Janet, das es wegen einer Autopanne in das Anwesen des "Sweet Transvestite" Frank'n'Furter verschlägt und dort mit allerlei bizarren Dingen konfrontiert wird, nicht viel falsch machen. Das Stück ist Kult, die Fans lieben es und bei einigen geht sowieso die Gaudi beim Verkleiden, Konfetti werfen und Spritzpistolen verwenden vor dem, was auf der Bühne passiert.
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Dabei kann sich genau das wirklich sehen und die meiste Zeit zum Glück auch hören lassen. Wie schon bei der letzten Tour 2008/09 hat man Rob Fowler (bei uns bekannt u.a. aus The Last Five Years oder Elisabeth) als Frank'n'Furter verpflichtet. Alleine wie dieser Mann in Strapsen, Korsett, roten Heels und blonder Perücke durch das Stück stolziert ist sehenswert. Dazu hat er aber auch noch eine großartige Stimme, die manchmal verblüffend an Tim Curry erinnert. Ihm zur Seite standen Matthew McKenna als Riff Raff, herrlich schleimig unterwürfig, perfide und arrogant, Clare Ivory als Magenta, die vor allem in ihrer Doppelrolle als Usherette glänzte und Kerry Winter als Columbia, die im Gegensatz zu den beiden anderen ein wenig blass blieb. Im harten Kontrast zu den vieren standen Jon Hawkins und Daisy Wood Davis als Brad und Janet, die das bürgerlich-spießige Paar sehr überzeugend darstellten und auch mit der Darstellung ihrer Rollenentwicklung nicht überfordert waren. Es ist dem Schauspiel der beiden zu verdanken, dass die Rollen von Brad und Janet auch anfangs endlich einmal nicht blass blieben.
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Weiters zu sehen war Sam Cassidy, der Rocky mit dümmlichen Grinsen und ungelenken Bewegungen perfekt irgendwo zwischen kindlich naiv und selbstbewusst sexy anlegte und angenehmerweise nicht nur gut aussieht, sondern auch wirklich singen kann. Rocky darf einem allerdings leid tun, gerade erst erschaffen und schon mit einer Föhnfrisur gestraft, die nicht einmal eine Hausfrau in den 1950er-Jahren hätte haben wollen (siehe Bild links) und die ihn (ob seiner weichen Gesichtszüge) ziemlich weiblich macht (bei "Rose Tints My World" zusätzlich noch durch das rosa Schirmchen unterstützt). Vervollständigt wurde der Cast von Sean Kingsley als Eddie (kurz aber gut) und Dr. Scott (manchmal nur schwer verständlich) und Thomas Weissengruber als Erzähler. Letzter ist ein wahrer Glücksgriff, ließ er sich doch von den Boring-Zwischenrufen nicht aus der Ruhe bringen und redete mit lakonischer Gelassenheit zurück (ob er jeden Abend das Gleiche sagt, mag ich nicht zu beurteilen, geklungen hat es zumindest nicht wie auswendig gelernt). Die Phantoms an diesem Abend (Jana Stelley, Lara Denning, Ewan Gilles, Ross Aldred) unterstützten die oben genannten Darsteller/Darstellerinnen hervorragend.

Optisch hat sich die Produktion seit der letzten Tour nicht wesentlich verändert. Das Bühnenbild passt perfekt zu den verschiedenen darzustellenden Räumen und auch an den Kostümen ist absolut nichts auszusetzen (sieht man von der unsäglichen Rocky-Perücke ab). Eine gute Idee ist es, noch bevor das Stück beginnt Trailer der in "Science Fiction Double Feature" besungenen Filme zu zeigen und die Rocky Horror Show dann quasi als ein Science Fiction Movie zu bringen, komplett mit Abspann am Ende. Bei all dem Lob muss aber auch erwähnt sein, dass die Tonsteuerung an einigen Stellen schlicht versagt hat. Die Band war an manchen Stellen (besonders im zweiten Akt) so laut, dass es einem im Parkett fast das Trommelfell zerfetzte und die Verständlichkeit des Gesangs doch gehörig litt. Das ist aber auch schon der einzige Wermutstropfen dieser großartig gemachten Show, denn sie ist optisch und eben bis auf die Einschränkung auch akustisch richtig gut gemacht und wenn am Ende alle miteinander den "Time Warp" tanzen, ist man sowieso wieder mit der Welt versöhnt.

Mein Fazit: Let's do the time warp again! Absolut empfehlenswert und live einfach viel cooler als der Film.

Im Web:

Mittwoch, 23. November 2011

Video zur Wochenmitte: "Seven Wonders"

Mit Nummer 53 gibt es das Video zur Wochenmitte nun schon gut ein Jahr und damit wird es für's Erste auch mal genug sein mit dieser Kategorie.

Montag, 14. November 2011

Amstetten 2012: "Der kleine Horrorladen"

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Wie der Homepage der Amstettner Veranstaltungsbetriebe zu entnehmen ist, meldet sich der Musicalsommer Amstetten 2012 wieder zurück und zwar mit Der kleine Horrorladen. Bekannt ist noch nicht viel. Lediglich dass Werner Sobotka Regie führen wird, für die musikalische Leitung wird Christian Frank verantwortlich sein, Ramesh Nair für die Choreographie. Letzterer wird anscheinend auch Seymour spielen.

Im Web:

Mittwoch, 9. November 2011

Europäische Theaternacht

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Am Samstag, den 19. November 2011 findet heuer zum ersten Mal auch in Österreich die "Europäische Thearnacht" statt. 35 Theater in Wien, Kärnten, Salzburg, Steiermark, Tirol und Vorarlberg bieten an diesem Tag kostenlos oder gegen eine freiwillige Spende verschiedene Veranstaltungen an. In Wien beteiligen sich unter anderem das Vienna's English Theatre, das Theater Akzent oder das Schauspielhaus. Das genaue Programm gibt es auf der Homepage.

Im Web:

Video zur Wochenmitte: Duetto buffo di due gatti


Dienstag, 8. November 2011

TV-Splitter: Das Raimund Theater als Volksoper

Wer das Raimund Theater als Kulisse für einen Film sehen möchte, sollte heute (Dienstag, 08. November 2011) um 20:15 Uhr Sat1 einschalten und sich Die Tänzerin geben. Wer eine abstruse, nicht besonders gut gespielte Geschichte durchhält, kann in manchen Szenen das Raimund Theater sehen (im Film fungiert es als Volksoper) und unter den Tänzern und Tänzerinnen ein paar bekannte Gesichter aus dem Ich war noch niemals in New York-Ensemble ausmachen.

Montag, 7. November 2011

[Breakdance/Klassik] "Red Bull Flying Bach" im Burgtheater (06.11.2011)

Coole Show. So könnte ich den Abend in zwei Worten sehr kurz fassen. Aber da ich gerne auch viele Worte verliere, kommt es jetzt ein bisschen ausführlicher. Das Konzept die sogenannte "Hochkultur" und "Sub-" oder "Jugendkultur" (wahlweise auch den "Mainstream") zusammenbringen ist nicht gerade neu. Rock the Ballet zum Beispiel ist auf dieser Schiene auch ganz erfolgreich unterwegs, nur quasi umgekehrt zu Flying Bach. Erstes bringt (klassisches und modernes) Ballett zu Pop-/Rockmusik, zweiteres Breakdance zu Bachs Wohltemperierten Klavier. Beides funktioniert auf seine Weise sehr gut.
 
[Bild via]
Das Konzept ist einfach (und ECHO Klassik-Sonderpreis prämiert): man nehme Bachs Das Wohltemperierte Klavier, Teil 1 sowie die Moves der vierfachen Breakdance Weltmeister Flying Steps und werfe es in Zusammenarbeit mit dem Operndirigenten und -regisseur Christoph Hagel auf eine Bühne. Heraus kommt dann Breakdance zu Bach, prägnant genannt Flying Bach.
Spannend ist das und beeindruckend, schön und faszinierend. Die Choreographie (Vartan Bassil) erzählt kleine Geschichten und ist auf den Punkt genau: immer präzizse, abwechslungsreich (jede/r darf sein Können immer wieder in Solos zeigen) und perfekt synchron in den Gruppenszenen. Toll auch, dass die meiste Zeit "Bach pur" zu hören war, also nur das Klavier (Christoph Hagel) oder Cembalo (Sabina Chukurova). Beides stand übrigens direkt auf der Bühne. Die elektronischen Musikeinspielungen (Ketan und Vivan Bhatti) hingegen waren oft krachend laut. Hier zeigt sich, dass das Burgtheater nicht der ideale Ort für eine solche Show ist. Vielleicht hat auch die Tonsteuerung versagt. Glücklicherweise hat man sich die meiste Zeit aber auf die Kraft von Bach und Tänzern/Tänzerin alleine verlassen. Immer wieder gab es (zu Recht!) Zwischenapplaus und Jubel.

Fazit: Experiment gelungen, Publikum begeistert, mit einer guten Stunde Laufzeit allerdings eindeutig zu kurz.
Im Web:

Sonntag, 6. November 2011

[Musical] "Wenn Rosenblätter fallen" im Theater Akzent (03.11.2011)

Es passiert - zumindest mir - nicht besonders oft, dass viele Besucherinnen sich schon vor Beginn des Stücks versichern, genügend Taschentücher dabei zu haben. Auch dass der erste Eindruck, nachdem der Eiserne Vorhang sich hebt, von sehr unangenhem riechenden und Kopfschmerzen verursachenden Räucherstäbchen (oder war's doch der Bühnenebel?) dominiert ist, passiert nicht alle Tage. Es wurde dann aber doch ein sehr berührender Abend bei Wenn Rosenblätter fallen im Theater Akzent.

Das Musical von Rory Six und Kai Hüsgen (zusätzliche Texte Ellen de Clercq)
erzählt die Geschichte des 19-jährigen Till, dessen alleinerziehende Mutter Rose kürzlich an Krebs verstorben ist. Von nun an auf sich allein gestellt bleiben ihm allein die Erinnerungen und die Briefe, die ihm Rose vor ihrem Tod geschrieben hat, damit sie ihn durch sein Leben begleiten. Der Schmerz und die Trauer über den noch nicht verarbeiteten Verlust werden stärker, als Till im Studium die gleichaltrige Iris kennenlernt. Beide kommen sich rasch näher, doch auf verstörende Weise erinnert sie Till mit ihrer quirligen und offenen Art an seine Mutter. Hin und hergerissen zwischen Liebe und Trauer wirft er sie schließlich hinaus und sucht Halt in den Briefen, die seine Mutter ihm hinterlassen hat. Noch einmal durchlebt Till ihre letzten gemeinsamen Monate, Roses Kampf gegen den Krebs, Momente der tiefsten Verzweiflung, aber auch der Hoffnung und Liebe. Er erkennt, dass er sich seinen Gefühlen und der eigenen Rolle in dieser Geschichte stellen muss, um die Vergangenheit zu bewältigen. [weil ich gerade zu faul für eine eigene Zusammenfassung bin zitiert von der Homepage]
[Bild via]
 Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Einmal in der Gegenwart wird die Beziehung zwischen Iris und Till entwickelt und quasi in Rückblenden sehen wir Till immer wieder mit Rose. Der Mutter-Sohn-Beziehung wird hier gefühlt mehr Zeit gewidmet und trotzdem kommt die Auseinandersetzung mit dem heiklen Thema Sterbehilfe in meinen Augen etwas zu kurz. Am Ende geht es dann doch etwas schnell und Tills wirkliche Aufarbeitung "seiner eigenen Rolle in dieser Geschichte", wie die Macher so schön sagen, findet wohl erst nach der Musicalhandlung statt.
Trotzdem ist das Musical gut gelungen und an vielen Stellen berührend, wenn der Funke auch nicht immer zu mir übergesprungen ist. Ich habe jedenfalls keine Sturzbäche geweint, was vielleicht auch daran lag, dass Carin Filipcic die engagierte, lebenslustige Mutter besser gelungen ist als die sterbenskranke Rose. So richtig wollte und wollte es nicht immer bei mir ankommen. Exzellent in allen Lagen jedenfalls war Dirk Johnston als Till, der eine wunderbar warme Stimme hat und ein Gesicht, das fast ganz alleine Geschichten erzählt. Erfrischend quirlig steht den beiden noch Jana Stelley zur Seite, die schon wie in Wicked oder Hairspray auch hier ihr komisches Talent zeigen durfte und dennoch auch in den ernsteren Momenten überzeugend ist.
Die drei agieren in einem einfachen, aber passenden und zweckmäßigen Bühnenbild von Beata Kornatowska, in Kostümen von Richard Penzenböck unter der Regie von Dirk Schattner. Hin und wieder wäre es gut gewesen, wenn auf dem Zeichenblock auch tatsächlich Zeichnungen zu sehen gewesen wären, aus den vorderen Reihen sieht man nämlich, wenn dem nicht so ist. Die Musik zeichnet vor allem Stimmungen und unterstützt die Darstellung, wirklich ins Ohr geht sie dabei aber nicht.

Alles in allem ist Wenn Rosenblätter fallen ein sehenswertes Musical und auf der Tournee (es war vor Wien auch in Datteln, Hamburg und Mannheim zu sehen) auch sehr gut besetzt gewesen. Dass das Programmheft kein Heft ist, sondern ein paar lose Zetteln in einem Kuvert, will ich hier nur am Rande erwähnt haben. Es wirkt jedenfalls nicht sehr professionell.

Meinungen Anderer:

Im Web:

Mittwoch, 2. November 2011

Video zur Wochenmitte: "They Don't Make Glass Slippers"

Titel: They Don't Make Glass Slippers (aus Soho Cinders)
Interpret: Gareth Gates
Komponist: George Stiles
Text: Anthony Drewe


Im Web:

Samstag, 29. Oktober 2011

[Musical] "Singin' in the Rain" in den Kammerspielen (16.10.2011)

Fast zwei Wochen ist es jetzt her, dass ich es in Singin' in the Rain in den Kammerspielen geschafft habe und die Zeit und ehrlich gesagt auch Lust, meine Eindrücke zu schildern, war bisher nicht vorhanden. Stellt sich die Frage, ob es sich überhaupt noch auszahlt und ich denke doch, ja. Über die kleineren Musicalproduktionen in Wien wird sowieso viel zu wenig berichtet und als Theaterbesucherin, die vom aktuellen VBW-Angebot wenig bis gar nicht begeistert ist, bin ich der Meinung, dass ich diese Tendenz nicht auch noch in meinem eigenen Blog fortsetzen muss und zumindest ein paar Gedanken der interessierten Leserschaft zugänglich machen sollte.

[Bild via]
Die Wiener Kammerspiele sind, was das Musical angeht, kein unbeschriebenes Blatt mehr. In den letzten Saisonen konnte man dort eine entzückende Produktion von Sugar - Manche mögen's heiß und eine sehr gut gelungene von Cabaret sehen. Wie auch schon bei den beiden genannten Produktionen führte auch bei Singin' in the Rain wieder Werner Sobotka Regie und Ramesh Nair zeichnete für die Choreographie verantwortlich. Die beiden bilden ein gutes Team, denn auch Singin' in the Rain ist eine kurzweilige und gut gemachte Show geworden. Die Bühne der Kammerspiele ist nicht gerade groß und manchmal merkt man, dass man hier gerne mehr Platz gehabt hätte, um all der Tanzfreude den angemessenen Raum zu geben. Doch man konnte es regnen lassen und auch die Straßenlaterne ist an ihrem Platz. Es stand also nichts im Weg, um sich entspannt zurücklehnen und sich unterhalten lassen zu können.

Vor Beginn der Vorstellung wurde das Publikum vorsorglich um Verzeihung gebeten, sollten ein paar Töne nicht sitzen, da offensichtlich so ziemlich alle Darsteller und Darstellerinnen erkältet waren. Viel davon hat man aber glücklicherweise nicht gemerkt. Auffällig war es lediglich während "Good Morning", bei dem Katrin Mersch, die an diesem Tag Kathy Seldon spielte, gar nicht mitsang. Ansonsten war sie aber eine charmante und überzeugende Kathy. Gaines Hall spielte den Stummfilmstar Don Lockwood mit viel Freude und Energie. Die Tanzszenen scheinen ihm spielend von den Füßen zu gehen, auch wenn seine Stimme während derselben an manchen Stellen etwas schwach ist (Erkältung?). Seinen besten Freund Cosmo Braun spielte Ramesh Nair, der sich öfter in solchen Rollen zeigen sollte. Der Mann hat eindeutig mehr drauf, als nur der nervige Inder aus der Mobilfunkanbieterwerbung zu sein. Ein großes Kompliment geht auch an Jennifer Kossina, die ihre Rolle als Lina Lamont mit Schreckschraubenstimme fabelhaft durchzieht und ihre Pointen mit dem richtigen Gespür fürs Timing setzt. Auch der Rest des Casts ist tadellos besetzt, besonders im Gedächtnis bleiben Katharina Dorian und Markus Simader als die Sprechtrainer.

Mit den zumeist stimmigen Kostümen (die Obstmädchen waren doch seltsam) von Elisabeth Gressel, dem gelungenen Bühnenbild von Amra Bergman-Buchbinder und nicht zu vergessen den flotten Arrangements der Musik von Christian Falk ergibt sich alles in allem eine runde Sache. Schön, dass das Theater so gut ausgelastet war (auch für die letzten beiden Vorstellungen morgen Nachmittag und Abend gibt es nur noch Restkarten an der Theaterkassa). Alle Beteiligten haben sich diese Resonanz wirklich verdient.

Meinungen anderer:

Im Web:

Mittwoch, 19. Oktober 2011

Video zur Wochenmitte: "Sing, But Don't Tell"

Titel: Sing, But Don't Tell (aus Sing, But Don't Tell)
Interpretin: Felicia Ricci
Komponist: Derek Gregor
Text: Sam Carner


Im Web:

Montag, 10. Oktober 2011

[Musical] "The Last 5 Years" im Theater Drachengasse (08.10.2011)

[Bild via © Isabell Schatz ]
Leicht hat es das Musical in Wien im Schatten der großen VBW-Produktionen nicht gerade, aber es ist am Leben und im Theater Drachengasse weiß es im Moment auch zu begeistern. Das Vienna Theatre Project zeigt dort nämlich gerade The Last 5 Years von Tony-Award-Gewinners Jason Robert Brown. Der Einakter für zwei Personen erzählt die Geschichte einer Beziehung. Cathy beginnt die Geschichte am Ende der Ehe. Jamie beginnt, als die beiden sich gerade kennen lernen. Nur ein einziges Mal treffen sich die beiden Zeitlinien, als er um ihre Hand anhält und sie heiraten.

Im Theater Drachengasse ist das Musical in reduzierter Kulisse zu sehen. Ein Sessel hier, ein Tisch, eine Bank da, dort eine Kiste, ein paar Fotos an den Wänden, mehr braucht es nicht, um die verschiedenen Orte anzudeuten, erzählt wird sowieso durch die Musik, die Texte und das Schauspiel. Trotzdem hätte man das Bühnenbild an manchen Stellen vielleicht nicht so frontal ausrichten sollen, sitzt doch das Publikum an den Seiten. Das ist aber auch schon das Einzige, was ich an dieser Produktion auszusetzen habe.
Jamie wird von Trevor Jary gespielt und das mit viel Hingabe und Energie. Man hat das Gefühl, er würde sich völlig in die Rolle fallen lassen und man nimmt ihm alles ab, was er spielt. Immer wieder sieht man ihm auch zu, wenn er gerade nicht im Fokus steht, sondern stumm seine Szene weiterspielt, während Cathy an der Reihe ist ihre Sicht der Dinge darzustellen. Besonders im Gedächtnis bleiben dabei "Shiksa Goddess", "If I Didn't Believe in You" sowie das hochemotionale "Nobody Needs to Know".
Als Cathy steht ihm Bettina Bogdany zur Seite. Sie gestaltet ihre Songs wunderbar, bleibt anfangs aber ein wenig blass. Doch schon bei "See I'm Smiling" hatte sie mich dann und das bis zum Ende des Stücks. Sehr gut gelungen sind "Climbing Uphill/Audition", eine ironische Sicht auf den Audition-Alltag einer angehenden Schauspielerin und "I'm a Part of it", wenn sie darstellt, wie frustiert sie eigentlich über Jamies Verhalten ist und wie sehr sie ihn gleichzeitig liebt.
Für die Musik sorgen Sarah Grubinger (Violine), Matthias Bartolomey (Cello) sowie Birgit Zach (Piano) unter der muskalischen Leitung von Bernd Leichtfried, der auch schon für die Arrangement bei An Evening Without Scott Alan zuständig war. Hier sieht man, dass es manchmal kein großes Orchester für großen Klang braucht.

Mein Fazit: Alles in allem ein wirklich sehenswerter Abend. The Last Five Years ist noch bis 15. Oktober 2011 im Theater Drachengasse zu sehen.

Im Web:
Meinungen anderer:

Samstag, 8. Oktober 2011

[Konzert] "An Evening Without ... Scott Alan" (07.10.2011, Theater 82er Haus)

Es gibt sie. Diese raren Theaterabende, bei denen alles stimmt. Erlebt habe ich ihn gestern (07. Oktober 2011) im Theater 82er Haus in Gablitz bei An Evening Without … Scott Alan. Sechs wunderbare Stimmen (bei fünf Musicaldarstellern/-darstellerinnen), eine Gitarre, ein Cello, ein Piano und eine exzellente Liedauswahl.

Das Konzept von An Evening Without… ist schnell erklärt. Man nehme die Lieder eines hierzulande eher unbekannten Musical-Komponisten/Songwriter und bringe sie in reduziertem Setting auf die Bühne. In diesem Fall handelte es sich um Scott Alan. Nach einer Konzertreihe im Jahr 2009 (Bericht des Kultur-Channels hier) gab es nun in Gablitz einer Wiederaufnahme. Was für eine gute Entscheidung, auch wenn das Gablitzer Publikum an diesem Abend bis auf ein paar Ausnahmen eher nicht nach Musical-Publikum ausgesehen hat. Doch vielleicht liegt darin der Zauber von Scott Alan, dass er mit seinen Songs alle berühren kann. Passend dazu das Motto dieses Abends:
I guess, you know you've written a good song when it's so personal to you and yet reaches so many others. (Scott Alan)
Ich weiß gar nicht so recht, wo ich beginnen soll, was ich hervorheben soll von einem Abend, der so wunderbar war. Vielleicht einfach bei Scott Alan, dem Komponisten, dessen Talent mit diesen Konzerten gewürdigt wurde. Alan komponiert und textet kleine Geschichten, seine Lieder versteht man auch ganz ohne lange Erklärungen. Inspiriert wird er dabei sehr oft von seinem eigenen Leben, wichtigen Ereignissen und Meilensteinen seiner Vergangenheit und trotzdem kann man sich problemlos hineinfinden in diese Welt. An seinem eigenen Maßstab gemessen (s.o.) hat er eindeutig mehr als nur einen "good song" geschrieben. Auf der Setlist standen Lieder aus allen bisherigen Schaffensperioden, vertreten auf den drei bisher erschienen CDs Keys, Dreaming Wide Awake und What I Wanna Be When I Grow Up. Auf besagten CDs werden die Songs übrigens von (bekannten) Broadwaystimmen interpretiert und die Darbietungen um Gablitz mussten den Vergleich auch nicht scheuen.

Damit wären wir schon beim Cast des Abends, bestehend aus Rita Sereinig (der wir auch die Idee zum Evening Without verdanken), Ruth Kraus, Tom Delbeke, Philipp Hägeli, Jürgen Kapaun und Markus Richter. Scott Alan, der "Geschichten-Komponierer", braucht Interpreten/Interpretinnen, die diese Geschichten nicht nur singen, sondern dabei auch erzählen können und Rita Sereinig hat sie um sich gesammelt. Allen voran Philipp Hägeli, der mich unglaublich beeindruckt hat. Bisher war er mir (wie ich zu meiner Schande gestehen muss) nur aus der Sat1-Castingshow Ich Tarzan, du Jane bekannt. Da hab ich einen Sänger verpasst, der einen von der ersten Sekunde berühren und in seinen Bann ziehen kann. Wenn er bei "Again" vor der Frau steht, die er liebt und sie anfleht den anderen nicht zu heiraten, dann trifft einen das direkt ins Herz. Doch Hägeli als ersten zu nennen, ist fast unfair allen anderen gegenüber, die nicht minder zum Erfolg dieses Abends beigetragen haben. Auch Jürgen Kapaun und Markus Richter verstehen es, sich die Lieder Scott Alans zu ihren eigenen zu machen und Momente zu schaffen, bei denen man die großen Stimmen vergisst, die auf den CDs zu hören sind. Neben den ausgebildeten Musicaldarstellern schlägt sich auch Tom "der Belgier" Delbeke, der im "echten Leben" Pilot ist, hervorragend. Wenn man es nicht wüsste, würde man nicht vermuten, dass er nicht professionell singt. Seine Stimme ist von einer Wärme und Klarheit und auch einer erfrischenden Natürlichkeit, die man nicht oft hört und wunderbar zu den verletzlich, ruhigen Songs wie "Surrender" oder "Now" passt. Nicht zu vergessen natürlich auch die beiden weiblichen Stimmen, Rita Sereinig und Ruth Kraus. Scott Alans Lieder für Frauen sind nicht einfach, sie erfordern oft einen großen Stimmumfang und schauspielerisches Talent. Die beiden meistern diese Herausforderung mit Bravour. Rita Sereinig trug mit einem herrlich komischen "His Name" auch dazu bei, das Heitere in Scott Alan hervorzuheben.
Zwischen den  Songs wurden fröhlich moderiert und ein bisschen von Scott Alans Werdegang erzählt, die Lieder eingebettet in einen Kontext und kleine Anekdoten aus der Entstehungsgeschichte des Evenings Without erzählt. Niemals wirkt das angestrengt oder aufgesetzt und wenn einer sein Stichwort verpasst, kann man gar nicht anders als mit ihnen zu lachen.

Das Team komplettierten die Musiker, und zwar Bernd Leichtfried am Piano, Hana Yamazaki am Cello sowie Tom Delbeke an der Gitarre (ja, der Mann ist nicht nur Pilot und kann singen, sondern spielt auch Gitarre und ist Tontechniker). Yamazaki ist übrigens Senior Flight Attendant bei der gleichen Fluglinie wie Delbeke und Hägeli erzählt seine Version, wie die beiden ihre gemeinsame Leidenschaft für Musik entdeckten, sehr witzig. Die drei schaffen den perfekten Klangteppich, sodass die Stimmungen schon vom ersten Ton an im Raum schweben. Beeindruckend auch wie gut eigentliche Soli als Duette, Terzette oder für alle arrangiert funktionieren (dafür verantwortlich Delbeke und Leichtfried).

Mein Fazit: Ein Abend, bei dem alles passte und der nach einer baldigen Wiederholung schreit. Wer die Möglichkeit hat, sollte sich die letzte Vorstellung heute (08. Oktober 2011) nicht entgehen lassen. An Evening Without ... Scott Alan ist ein Erfolg auf ganzer Linie. Bitte mehr davon. Demnächst vielleicht An Evening Without ... Kerrigan&Lowdermilk oder Ryan Scott Oliver oder Jonathan Reid Gealt oder...

Setlist:

-    Let Love Begin (alle)
-    Hold on (Philipp Hägeli)
-    Behind These Walls (Ruth Kraus)
-    Never Neverland (Rita Sereinig & Jürgen Kapaun)
-    I will Remember You  (Markus Richter)
-    Surrender (Tom Delbeke & Jürgen Kapaun)
-    Always by Your Side (Ruth Kraus)
-    Over the Mountains (Jürgen Kapaun)
-    I Wish (Rita Sereinig)
-    Again (Philipp Hägeli)
-    Goodnight (Tom Delbeke & Markus Richter unterstützt von den Frauen)
-    Blessing (alle)

Pause

-    Good to see you again (Jürgen Kapaun)
-    Now (Tom Delbeke)
-    Kiss the Air (Philipp Hägeli)
-    Home (Rita Sereinig & Ruth Kraus)
-    How Did I End Up Here? (Markus Richter)
-    This Time (Philipp Hägeli & Ruth Kraus)
-    His Name (Rita Sereinig)
-    Take Me Away (Tom Delbeke)
-    The Journey (Jürgen Kapaun, Philipp Hägeli & Tom Delbeke)
-    The Distance You Have Come (alle)
-    If I Own Today (alle)

Im Web:
Meinungen anderer:

    Freitag, 30. September 2011

    "Elisabeth" ab September 2012

    Dass Elisabeth 2012 wieder in Wien zu sehen sein wird, wusste man ja schon lange. Zum 20-Jahr-Jubiläum war auch nichts Anderes zu erwarten. Interessant finde ich allerdings, was genau die VBW dazu schreiben:
    Im Herbst 2012 bringen die VBW die Originalproduktion in einer Jubiläumsfassung an den Uraufführungsort zurück - Premiere ist im September 2012.
    Uraufführungsort? Ist damit Wien gemeint oder spezifischer das Theater an der der Wien? Zweiteres ist wohl Wunschdenken. Ist nur noch zu hoffen, dass sie zumindest das Raimund Theater nehmen werden und damit Ich war noch niemals in New York endlich beendet ist.

    Im Web:

    Donnerstag, 29. September 2011

    CD der "Musical Tenors" erscheint am 14. Oktober 2011

    [Bild via]
    Ankündigt war die CD der Musical Tenors, bestehend aus Christian Alexander Müller, Jan Ammann, Mark Seibert und Patrick Stanke, schon etwas länger. Das Veröffentlichungsdatum steht nun mit dem 14. Oktober 2011 fest. Auch die Tracklist wurde bereits bekannt gegeben, die meisten Songs waren bereits bei der vergangen Tour dabei, neu sind "I Will Always Love You", "The Winner Takes it All" sowie "Starlight Express". Ich frage mich auch, was "neue Version 2011" bei "Die Unstillbare Gier" zu bedeuten hat.

    1. Limelight (Gambler)
    2. In der Straße wohnst du (My Fair Lady)
    3. Memory (Cats)
    4. Die Musik der Nacht (Das Phantom der Oper) - Solo Christian Alexander Müller
    5. The Impossible Dream (Man of La Mancha)
    6. Maria (West Side Story)
    7. I Will Always Love You (The Best Little Whorehouse in Texas) - Solo Mark Seibert
    8. The Show Must Go On (We Will Rock You)
    9. Closer to Heaven (Gaudí)
    10. The Winner Takes It All (Mamma Mia!) - Solo Patrick Stanke
    11. Starlight Express (Starlight Express)
    12. Am Ende bleiben Tränen/Tu Cosa Fai Stasera
    13. Die unstillbare Gier (Tanz der Vampire) – Solo Jan Ammann / neue Version 2011
    14. This Is the Moment (Jekyll & Hyde)
    15. Vivo Per Lei/Ich lebe für sie (die Musik)

    Zu kaufen gibt es die CD vorerst mal bei SOM, der Vorverkauf ist eröffnet.

    Im Web:

    Samstag, 24. September 2011

    Ist Musical kein Musiktheater?

    Was zu beweisen war: Es gibt bei den Vereinigten Bühnen Wien abseits vom Mainstream mit Udo-Jürgens-Hits und Spaß mit tanzenden Nonnen noch eine andere Farbschattierung - nein, nicht des Musicals, sondern des anspurchsvolleren Musiktheaters. [Kurier, 24. September 2011, Seite 29]
    Na wunderbar. Da sind wir also wieder. Musical wird mit "Udo-Jürgens-Hits" und "tanzenden Nonnen" gleich gesetzt. Alles, was "anspruchsvoller" ist, ist gleich kein Musical mehr, sondern "Musiktheater". In diesem Fall stimmt das wohl auch. Woyzeck ist kein Musical, aber die Formulierung hinterlässt doch einen schalen Nachgeschmack. Als ob Musical (so wie Oper und Operette) nicht auch eine Art von Musiktheater wäre, als ob Musical nicht anspruchsvoll sein könnte. Vielleicht sollten sich die Kritiker und Kritikerinnen mal etwas näher mit dem Genre Musical auseinandersetzen, dann würden sie auch sehen, dass es hier durchaus anspruchsvollere Stücke gibt (siehe zum Beispiel Next to Normal). Das wäre dann vermutlich aber auch nicht Musical sondern Musiktheater, sonst könnte man ja seine Klischeevorstellungen nicht aufrecht erhalten.

    Mittwoch, 14. September 2011

    TV-Tipps: Simpl "Niederösterreichischer Theatersommer" + "Singin' in the Rain"

    Was? Wann? Wo?
    Niederösterreichischer Theatersommer - Alle Stücke an einem Abend unter besonderer Berücksichtigung des Burgenlandes am Samstag, 17.09.2011 um 22:45 Uhr auf ORF2

    Im Web:
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    Was? Wann? Wo?
    Singin' in the Rain - Die Entstehung eines Musicals am Sonntag, 18.09.2011 um 09:35 auf ORF2

    Im Web:

    Video zur Wochenmitte: "Like Breathing"

    Titel: Like Breathing (aus Edges)
    Interpreten: Ryan McCabe, Erin Sprow, Connor Russell & Elise Campello
    Komponist: Benj Pasek & Justin Paul
    Text: Benj Pasek & Justin Paul


    Im Web:

    Mittwoch, 31. August 2011

    Video zur Wochenmitte: "Starbucks"

    Titel: Starbucks
    Interpretin: Ashley FitzSimmons
    Komponist: Michael Mahler
    Text: Michael Mahler


    Im Web:

    Donnerstag, 25. August 2011

    Wenn Flyer fallen...

    ... und der Flashmob unschlüssig in der Fußgängerzone herumsteht.

    Es ist eindeutig Sommerloch. Die Wiener Theater haben immer noch geschlossen und weder Geld noch wirkliches Interesse für die Sommertheater außerhalb sind vorhanden. Was kommt da also gelegener als die Ankündigung eines Flashmobs (siehe hier)? Endlich was zum Schreiben! Schmecks.
    Nachmittags, halb sechs am Graben, etwa 15 Frauen (man lese Bühnentürsteherinnen jeden Alters) stehen mit Flyern in der Hand herum und unterhalten sich. Zwei haben ihren Hund gebracht, es sieht aus wie ein privates Treffen zum Tratschen, als hätten sie Langeweile und nichts Besseres zu tun (mir kommt in den Sinn, ich auch nicht, schließlich bin ich hier, um es zu beobachten. Glücklicherweise hab ich eine Ausrede: ich will ja nur Stoff für den Blog....). Ein paar Minuten später setzt sich die Gruppe in Bewegung, bleibt fünf Meter weiter wieder stehen. Sieht sich unschlüssig an und um. Schließlich rufen sie (synchron, das muss man ihnen lassen): "Wenn Rosenblätter fallen - das Musical. Yeah!" und werfen die Flyer in die Luft. Ende. Aus. Die Leute gehen unbeeindruckt weiter, ein Junge hebt einen Flyer auf, alle anderen latschen drüber. Kurz darauf kommen zwei der "Flashmobberinnen" und fangen an die Zettel vom Boden auf zu lesen. Ich gehe.


    Die Ronacher-Kirche

    Ohne Worte.

    [24. August 2011]
    [24. August 2011]
    [24. August 2011]

    Mittwoch, 24. August 2011

    Video zur Wochenmitte: Flying Bach

    Im November auch in Wien:



    Im Web:

    Sonntag, 21. August 2011

    Flashmob zu "Wenn Rosenblätter fallen"

    Auf Facebook wurde durch musicalszene.de gerade verlautbart, dass am 25. August 2011 am Stephansplatz/Graben in Wien um 13:00 und um 17:00 Uhr ein Flashmob zu Wenn Rosenblätter fallen stattfinden soll. Wie genau "geflashmobt" werden wird, soll dann vor Ort geklärt werden. Auf der Homepage des Musicals ist darüber nichts zu finden. Ob man gespannt sein darf?

    Edit: Terminänderung - Donnerstag, 25. August 2011 um 17:30 Uhr

    Im Web:
    • musicalszene.de auf Facebook
    • Homepage von Wenn Rosenblätter fallen - das Musical

    Mittwoch, 17. August 2011

    Video zur Wochenmitte: "Ich scheiß dir ins Hirn"

    Titel: Ich scheiß dir ins Hirn (Original "How Deep Is Your Love" von Take That)
    Interpreten: Die Hektiker

    Samstag, 13. August 2011

    "Entschuldbar ist man nur, wen man gestorben ist."

    Der Satz bleibt im Gedächtnis. Gesagt wurde er von einem Mann, der (fast) jeden Abend ins Theater geht in der Sendung "Am Schauplatz" über Personen, die ihre Theaterkarten nicht abholen und verfallen lassen. Mit dem Titel "Mein Star gehört mir" folgte die Sendung diesmal Personen, deren größter Lebensinhalt ihr Idol zu sein scheint. Sehenswert und für alle, die es verpasst haben noch eine Woche lang online in der ORF TVthek zu sehen.

    Im Web:

    Donnerstag, 11. August 2011

    Änderungen der Musicalclub-AGB

    Alle Mitglieder des Musicalclubs werden das wohl per Mail bekommen haben, da aber der Betreff des E-Mails schlicht "Musical - News August" ist, werden es manche vielleicht ungelesen löschen oder das Lesen auf einen späteren Zeitpunkt verschieben. Scheint ja nicht so wichtig zu sein. Dass sich allerdings die Ankündigung der geänderten AGB in dem Mail befindet, kann so leicht übersehen werden. Ob die Information über solche Änderungen lediglich per Mail überhaupt ausreicht, wird vom Verein für Konsumentenschutz übrigens bezweifelt. Also Achtung! Ab 01.09.2011 wird Punkt 9 der AGB (Datenschutz) in geänderter Form gelten. Leider sind die alten AGB nirgends zu finden (die neuen übrigens ohne direkten Link auch nicht so schnell), sodass ein Vergleich ein bisschen schwer fällt. Wer kennt schon die alten AGB auswendig oder hat sie ausgedruckt? Widersprechen kann man, wenn man möchte, jedenfalls schriftlich bis zum 15. September 2011.

    Im Web:
    • AGB des Musicalclubs

    Mittwoch, 10. August 2011

    Video zur Wochenmitte: "Falke auf der Jagd"

    Titel: Falke auf der Jagd (aus The Scarlet Pimpernel)
    Interpret: Chris Murray
    Komponist: Frank Wildhorn
    Text: Nan Nighton (dt. Wolfang Adenberg)


    Dienstag, 9. August 2011

    "Das sollte auch die Politik animieren, mehr Geld zu investieren." (Maya Hakvoort)

    Maya Hakvoort in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift blickpunkt musical (Nr. 04/11, Juli-August 2011):

    blimu: Gibt es in Österreich eine Musical-Talentschmiede?
    MH: Ich finde [...] schön, zu sehen, dass so viel Talent da ist. Aber das sollte auch die Politik animieren, mehr Geld in staatliche Schulen zu stecken. Ich bin der Meinung, dass es ein bisschen am Ziel vorbei geht, dass man lauter Privatschulen aufmacht, für die Studenten so viel zahlen müssen, dass sie arbeiten gehen müssen. Dabei sollte es so sein, dass man vier Jahre studiert und zwar innerhalb des Schulsystems Aufführungen macht, aber nicht weil man Geld verdienen muss. Sonst haben die Leute, die studieren wollen, keine Chance, sich vier Jahr auf ihre Ausbildung zu konzentrieren. Ich finde das eine ganz schlechte Geschichte. [...] Für Musical benötigt man einfach viel Handwerk, weil man drei Disziplinen erlernen muss.

    blimu: Wäre es wünschenswert, wieder eine eigene Ausbildungsstätte beispielsweise bei den Vereinigten Bühnen Wien zu haben?
    MH: Ja klar. Und es sollte in jeder Großstadt in Österreich zumindest eine staatliche Musicalschule geben.
    [in: blickpunkt musical, 04/11, 54.]

    Sonntag, 7. August 2011

    Update: Ronacher

    Das Sommerloch ist gestopft. Nun kann man wöchentlich den "Fortschritt" der Anbauarbeiten am Ronacher beobachten. Es wird wohl keine Markise werden. Der Kabelage nach zu urteilen (auf dem Foto kaum zu sehen) wird das Ding wohl irgendwann einmal leuchten. Vermutlich glitzernd blau für die Nonnen von Sister Act und in wer-weiß-welcher Farbe, wenn ein anderes Stück auf dem Spielplan steht. Vielleicht bleibt es aber auch so weiß. Schön ist jedenfalls anders. Jetzt wissen wir wenigstens wofür das Geld ausgegeben wird, das durch Tanz der Vampire und Ich war noch niemals in New York in die Kassen gespült wurde. Es in neue Produktionen zu investieren wäre ja auch zu einfach gewesen...

    [fotografiert am 06. August 2011]
    Auch im Inneren des Ronachers wird anscheinend renoviert. Genaueres ist aber von außen nicht zu sehen. Dafür ist die (hintere) Hälfte des Gebäudes immer noch eingerüstet. Was nicht mehr eingerüstet ist, sieht aber trotzdem noch nicht fertig aus.

    [ebenfalls am 06. August 2011 fotografiert]

    Sonntag, 31. Juli 2011

    Eine Markise für das Ronacher?

    Nach dem Motto: schlimmer geht's immer? Was wird denn hier gebaut?

    [fotografiert am 31. Juli 2011]

    [Musical] "Die Päpstin" im Schlosstheater Fulda (27.07.2011, 15 Uhr)

    [Bild via]
    Nach einem sehr gelungenen Abend bei Sunset Boulevard in Bad Hersfeld (näheres dazu hier), ging es am 27. Juli 2011 in die Nachmittagsvorstellung von Die Päpstin im Fuldaer Schlosstheater. Um ehrlich zu sein, hatte ich keine großen Erwartungen an dieses Musical. Es ist Jahre her, dass ich das Buch gelesen habe. Da war der Film noch lange nicht im Kino und auch das Musical noch in weiter Ferne. Ich fand das Buch unterhaltsam, den Film später unglaublich öde. Jetzt also ein Musical. Befürchtet habe ich ja, dass es sehr kitschig werden würde. Zum Glück ist es nicht so.

    Das Stück: Die Päpstin erzählt die Geschichte von Johanna, einem klugen und wissbegierigem Mädchen, das im Frühmittelalter beschließt als Mann zu leben und schließlich bis zum Papst aufsteigt. Natürlich stellen sich ihr einige Hindernisse in den Weg, in Gestalt von engstirnigen Geistlichen, machtgierigen römischen Adligen und schließlich auch der Liebe zu Markgraf Gerold, von dem sie als junge Frau getrennt wurde und den sie erst Jahre später wieder sieht. Das Musical hält sich im Großen und Ganzen an die Vorlage, den Roman von Donna W. Cross, wenn auch vieles gekürzt, gestrichen und gestrafft werden musste. Schließlich können knapp 600 Seiten Taschenbuch nicht eins zu eins umgesetzt werden.

    Die Produktion: Die Spotlight Musicalproduktion GmbH hat sich nach Bonifatius und Elisabeth - Legende einer Heiligen mit Die Päpstin wieder eines mittelalterlichen Stoffes angenommen und die Umsetzung ist wirklich gelungen. Zuerst einmal ist die Produktion dafür zu loben, dass sie die Vorlage nicht auf eine banale Liebesgeschichte reduziert haben, wie es zu befürchten war. Der beste Einfall aber waren in meinen Augen die Raben, die zusammen mit der Heiligen Katharina an Wendepunkten von Johannas Leben immer wieder auftreten. Am Anfang des Musicals erzählt Johannas Mutter, eine sächsische Heidin, dem Mädchen von den alten nordischen Göttern und den Raben Hugin und Munin, die als Götterboten über die Erde wachen. Diese beiden nehmen für Johanna wirklich Gestalt an, genauso wie die Heilige Katharina, die eine hochgebildete und gelehrte Frau war und Johannas Vorbild. Wenn nun zum Beispiel bei einem Überfall der Normannen alle außer Johanna umgebracht werden, wird sie von den Raben beschützt und die Heilige Katharina hilft ihr dabei ihre Frauenkleider abzulegen und in die ihres toten Bruder Johannes zu schlüpfen. Ich bin meist skeptisch, wenn es um Symbolik und dergleichen geht, aber hier wird sie bis zur letzten Szene konsequent und nicht übertrieben umgesetzt. Sehr schön.
    Auch im Rest der Produktion kann man die Liebe zum Detail erkennen. Vor allem das Bühnenbild (von Christoph Weyers) ist mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Die Bühne ist fast schon zu klein für die Drehbühne, hier muss es sich um Milimeterarbeit handeln. Doch die einzelnen Orte sind gut gemacht, so weiß man innerhalb von Sekunden wo man sich befindet, ob nun in der einfachen Hütte eines Dorfpriesters oder dem bunten Treiben des Jahrmarkts in St. Denis. In den Kostümen steckt sicherlich ebenfalls viel Mühe, auch wenn sie zum Teil etwas "zusammen geschustert" aussehen. Da gab es ein paar Kleidungsstücke, die ich nicht unbedingt ins Frühmittelalter eingeordnet hätte, wie zum Beispiel die antik angehauchten Togen (von meiner Freundin liebevoll "frühmittelalterlicher Retrolook" betitelt) oder das doch arg türkise Kleid von Marioza. Gab es so ein Türkis im Frühmittelalter schon? Vielleicht fehlt mir da auch schlicht die historische Kenntnis, Andrea Kucerová wird sich schon etwas dabei gedacht haben. Choreographisch (Julia Poulet) sind vor allem die Bewegungen der Raben gut gelungen und auch der Jahrmarkt in St. Denis bleibt positiv in Erinnerung. Die brutalen Normannen hätten etwas weniger Moderndance vertragen.
    Die Texte (von Dennis Martin und Christoph Jilo) sind zum Großteil unfallfrei gelungen. Ich bin ein sehr heikler Mensch, wenn es um Texte geht, denn ich höre wirklich zu. So reißt es mich dann schon, wenn über Rom gesungen wird, die Stadt wäre ein Shootingstar und eine Diva. Auch der Begriff "Pilgerindustrie" passt für meine Ohren nicht in die Zeit. Den Vogel schießt aber die Zeile "Schon seit Kaiser Neros Zeiten hast du ein Burn-Out-Syndrom" ab. Im Programmheft wird die Frage gestellt: "Wie schreibt man zum Beispiel einen knackigen Songtext über die gesellschaftlichen Zustände in Rom von vor tausend Jahren?" Vielleicht hätte man es mit etwas weniger "knackig" versuchen sollen. Da sich diese Beispiele aber alle in einem Lied versammeln, lässt sich der Rest der Texte - sieht man von der Zeile "wie eine Laus saugt er Euch aus" ab - gut anhören. Wer ein bisschen Latein kann, wird übrigens an ein paar Stellen schmunzeln, etwa wenn "confessio fidei", was eigentlich schlicht Glaubensbekenntnis bedeutet, zu einem "falschen Lehrsatz" wird.

    Die Darsteller/Darstellerinnen: Die Päpstin kann mit einem hervorragendem Ensemble aufwarten, das kaum Wünsche offen lässt. Allen voran Sabrina Weckerlin als Johanna ist beeindruckend. Mit welcher Seele und Tiefe sie ihre Rolle anlegt und ausfüllt ist absolut sehenswert. Sie überzeugt sowohl als junge, vielleicht ein wenig naive Frau als auch als gereifte Frau. Einsam zwar durch ihre Verkleidung, aber erfüllt von einem Auftrag Gottes, den sie tief in sich spürt. Selten nehme ich jemandem auf der Bühne Verzweiflung und Weinen so sehr ab wie ihr und ihr "Das bin ich", in dem sie sich gegen die Liebe und für die Annahme der Papstwahl entscheidet ist so wunderschön und kraftvoll, dass man es einfach hören muss. Sehr schön könnte vermutlich auch das Duett "Wehrlos" mit Gerold Mathias Edenborn sein, wenn die beiden nicht mittendrin angefangen hätten zu lachen. Das reißt mich als Zuschauerin aus der Stimmung. Sicher kann es mal passieren, aber dann muss man sich als Profi schneller wieder im Griff haben.
    Damit wären wir auch schon bei Mathias Edenborn, der seit seinem letzten Engagement bei Wicked - Die Hexen von Oz deutlich gealtert wirkt. Kaum zu glauben, dass er noch vor gar nicht so langer Zeit einen jugendlichen Prinzen verkörpert hat. Das mag aber unter Umständen an dem Bart liegen, der ihn auf einen Schlag zehn Jahre älter macht. Sein Aussehen ist allerdings Nebensache, denn als Markgraf Gerold muss er weder besonders hübsch aussehen noch besonders gut tanzen können. Schauspielern und singen sollte er können und diese Kriterien erfüllt er. Besonders sein Solo "Ein Traum ohne Anfang und Ende" bleibt in Erinnerung und auch im Streitterzett "Parasit der Macht" macht er eine gute Figur.
    Johannas und auch Gerolds größter Gegenspieler ist der junge, intrigante Adlige Anastasius, verkörpert von Christian Schöne, der seiner Rolle trotz S-Fehlers die nötige Verschlagenheit und Hinterlist verpasst. Unfreiwillige Komik entsteht, wenn er singt "so viel Blut sah ich noch nie" und am Toten vor ihm ist kein Tropfen Blut zu erkennen. Das hätte in über einem Monat Spielzeit auch schon jemandem auffallen können.
    Isabel Dörfler ist im ersten Akt als Johannas Mutter Gudrun zu sehen und hat mit "Boten der Nacht" eins der schönsten Lieder der Vorstellung. Im zweiten Akt hat sie dann einen Auftritt als Bordellbesitzerin Marioza, der ebenso gut gelingt. Hervorzuheben ist auch noch Dietmar Ziegler, der erst als Bischof Fulgentius später als Mönch Rabanus zu sehen ist. Als zweiterer setzt er mit seiner lyrischen Interpretation von "Hinter hohen Klostermauern" einen weiteren Höhepunkt. Vielen durch seinem Notizblog bekannt, fällt auch Matthias Bollwerks Stimme immer wieder positiv auf. Auf der Besetzungsliste ist er als Johannas Bruder Johannes aufgeführt, auch wenn er als Arzt des Papstes eigentlich viel mehr zu tun hat - diese Szene ist vor allem für alle Fans von Frühlings Erwachen amüsant.
    Unbedingt zu erwähnen sind auch noch Finn McGilvray und Doreen Sommer, die Kinder, die den kleinen Johannes und die kleine Johanna darstellen. Vor allem die kleine Johanna hat mich sehr beeindruckt. Der Rest des Ensembles agiert rollendeckend, spielt und singt sehr engagiert in zahlreichen Mehrfachbesetzungen, die nur dann wirklich auffallen, wenn Nonnen oder die Heilige Katharina knallrot geschminkte Lippen haben.

    Sonstige Bemerkungen: Ich bin nicht nur eine, die bei Texten zuhört, sondern auch eine, die das Programmheft nicht einfach nur als Souvenir kauft, sondern auch liest. Im Prinzip schön gestaltet, fallen doch einige Rechtschreib- und Grammatikfehler auf. Vor allem kann hier jemand die deutsche Grammatik nicht, wenn sich ein Fehler konsequent durch das ganze Heft durchzieht. Schade. Interessant die Doppelseite an Bildern zur Szene "Verrat", die zumindest an diesem Nachmittag nicht statt fand. Amüsant auch, dass im Vorwort dem Fuldaer Bischof für seine Gesprächsbereitschaft gedankt wird. Offensichtlich hat man ihm in all den Gesprächen nicht klar machen können, dass ein Musical keine historische Dokumentation auf der Suche nach "Wahrheit" ist. Seine Meinung zur Geschichte (nicht zum Musical, gesehen oder gehört hat er's ja nicht) hier.

    Mein Fazit: Ein überaus sehenswertes Musical mit schönen Melodien, sehenswerten Choreographien, engagierten Darstellern/Darstellerinnen und einer alles überstrahlenden Sabrina Wecklerin. Die Spielzeit wurde aufgrund großen Erfolges bis zum 14. August 2011 verlängert.

    Im Web:

    Freitag, 29. Juli 2011

    [Musical] "Sunset Boulevard" in der Stiftsruine, Bad Hersfeld (26.07.2011)

    Wieder bin ich zurück von einem - diesmal deutlich kürzeren - Urlaub mit Musicalbesuchen. Nach London ging es nun nach Bad Hersfeld und ins von dort nahe gelegene Fulda, um Sunset Boulevard und Die Päpstin zu sehen. Die Bad Hersfelder Festspiele fanden heuer schon zum 61. Mal statt, für ich war es der erste Besuch und ich kann schon vorweg sagen es hat sich gelohnt. Andrew Lloyd Webbers Sunset Boulevard ist eines dieser Stücke, von denen ich irgendwie im Hinterkopf vage etwas wusste, von denen ich ein, zwei Songs kannte, aber unter Umständen noch nicht einmal wusste, dass diese aus dem Stück waren. Es war also an der Zeit, das Musical einmal anzusehen und als die Bad Hersfelder Besetzung bekannt wurde, stellten sich nur mehr zwei Fragen: Wann geht sich das aus und lässt es sich auch finanzieren? Beide Fragen konnten zufriedenstellend beantwortet werden und so fanden sich meine Freundin N. und ich am 26. Juli 2011 zum ersten Mal in Bad Hersfeld ein, dessen größte Attraktionen wohl die Stiftsruine und die darin stattfindenden Festspiele sind.

    Das Stück: Der Inhalt von Sunset Boulevard wird den meisten vermutlich bekannt sein, aber da ich ihn vorher selber nur vage kannte, will ich ihn hier trotzdem kurz zusammenfassen. Joe Gillis ist Drehbuchautor und gerade wenig erfolgreich, lediglich die Produktionsassistentin Betty Schaefer glaubt an sein Talent. Auf der Flucht vor seinen Gläubigern, die Geld oder sein Auto wollen, gerät er versehens in das Anwesen des alternden ehemaligen Stummfilmstars Norma Desmond, das sie zusammen mit ihrem Butler Max bewohnt. Er wird zuerst für den Mann gehalten, der ihren Affen beerdigen soll. Als sie erfährt, dass er Autor ist, bittet sie ihn trotzdem zu bleiben. Er soll das Drehbuch überarbeiten, dass sie für ihr Comeback geschrieben hat. Er nimmt den Auftrag an und lässt sich von Norma aushalten. Sie wird indessen immer besessener von der Idee ihres Comebacks und auch von Joe, der schließlich versucht zu flüchten. Nach einem Selbstmordversuchs Normas kehrt er aber zurück und wird ihr Liebhaber. Er beginnt jedoch mit Betty an einem anderen Drehbuch zu arbeiten und die beiden verlieben sich ineinander. Als Norma das herausfindet, kommt es zur Konfrontation. Joe schickt Betty weg und teilt Norma mit, dass ihr Film nicht gedreht werden wird. In den Anrufen des Studios ging es lediglich um ihren Wagen. Diese Nachricht sowie Joes Vorsatz sie zu verlassen verkraftet Norma nicht. Sie erschießt ihn und verfällt dem Wahnsinn.
    Das Buch von Don Black und Christopher Hampton ist im Großen und Ganzen gut gelungen, lässt allerdings ein paar Fragen unbeantwortet. Zum einen lässt die Charakterisierung von Joe Gillis zu wünschen übrig. Sein Hin und Her in Bezug auf Normas schleichend stärker werdenden Wahnsinn ist nicht ganz nachvollziehbar. Einmal findet er sie harmlos, dann wieder ganz und gar nicht und am Ende schickt er Betty weg, um vermeintlich bei Norma zu bleiben. Zwei Minuten später will er diese allerdings verlassen. Die Motivation dahinter kam nicht an bei mir. Auch die Tatsache, dass der Butler Max eigentlich Normas Ex-Mann ist, hätte etwas mehr Erklärung vertragen. Vielleicht liegt das auch an der deutschen Übersetzung (Michael Kunze) der Texte, die manchmal nicht so recht in die Melodie passen wollen.

    Die Inszenierung: Die Stiftsruine ist ein interessanter Ort für eine Theateraufführung. Das halb verfallende Gebäude bietet schon alleine durch seine Erscheinung eine gewisse Stimmung, die vor allem mit einer guten Lichtregie (Henrik Forberg) ausgenutzt werden kann. Die besuchte Vorstellung begann um 21 Uhr, als es schon langsam dunkel wurde, die Produktion (Regie: Gil Mehmert) musste sich also bis zum Ende (ohne Pause wird knapp 2 1/4 Stunden durchgespielt) nicht mit wechselnden Lichtverhältnissen auseinandersetzen. Besonders gut wurden die Möglichkeiten genutzt, als ein Gewitter anzudeuten war (an diesem Abend war es real trocken) oder zur Silvesterszene ein echtes Feuerwerk gezündet wurde. Dass den Bühnennebel zwei Männer händisch auf die Bühne tragen mussten, ist da zu verzeihen. Das Bühnenbild (Heike Meixner) ist eher spartanisch. Links eine Treppe, die vor allem von Norma für (dramatisch) Auf- und Abgänge genutzt wurde, rechts ein Gestellt, das auf einer Seite Orgel war und auf der anderen Seite in alle möglichen Örtlichkeiten verwandelt wurde, in der Mitte zwei Palmen. Was man sonst noch braucht wird von den Darstellerinnen und Darstellern auf die und von der Bühne getragen. Das funktioniert sehr gut. Choreographie (Melissa King) und Kostüme (Werner Fritz) sind ebenfalls gut gelungen, auch wenn Bettys Kleider sie älter machen, als sie vermutlich sein soll und Normas grünes Kleid in der Silvesterszene kaum anzusehen ist.
    Szenisch ist die Ruine eine interessante Kulisse, akustisch eher nicht. Orchester (Musikalische Leitung: Christoph Wohlleben) und Publikum sind überdacht, die Bühne ist es nicht. Bühne und Publikumsraum sind so voneinander getrennt, was nicht für die besten Klangverhältnisse sorgt.

    Die Darstellerinnen/Darsteller: Helen Schneider ist als Norma Desmond dann besonders beeindruckend, wenn sie wahnsinnig ist. Das Ende bleibt nachhaltig in Erinnerung. Fraglos ist sie stimmlich sehr gut, wenn auch ihr Akzent an manchen Stellen etwas irritierend ist. Trotzdem bleibt ihre Darstellung oft ein großes Fragezeichen, weil nicht klar ist, was ist die Rolle und was nicht. Welche Gesten sind absichtlich genau so gesetzt, weil das ihr Rollenverständnis ist und welche sind eben einfach Gesten, die Helen Schneider macht.
    Joe Gillis wird von Rasmus Borkowski verkörpert, dem die Pause vom Singen hörbar gut getan hat. Für Musicalfans ist es schade, dass er nun so viel Sprechtheater spielt (noch dazu solche Stücke), aber für seinen Gesang ist es von Vorteil. Stimmlich sicher setzt er vor allem mit "Sunset Boulevard" einen Höhepunkt des Abends. Schauspielerisch muss er allerdings noch an sich arbeiten. Es kommt wenig Gefühl an, vor allem die Liebesgeschichte mit Betty nimmt man ihm nicht ab. Lediglich wenn er wütend ist, ist er wirklich glaubhaft. Singt er, spielt er aber viel besser und bleibt am Ende doch positiv im Gedächtnis.
    Katharina Schrade vertrat an diesem Abend Wietske van Tongeren und ist eine tadellose Betty Schaefer, die vielleicht nur eine Spur zu alt klingt. Die Romanze mit Joe kann allerdings auch sie nicht glaubhafter machen. Gerade der Kuss der beiden wirkt gespielt und auch davor spürt man kaum romantisches Knistern. So kommt das Liebesgeständnis etwas aus dem Nichts, auch wenn man natürlich wusste, dass es kommen wird - schließlich kennt man ja die Regeln des Theaters.
    Helmut Baumann als Max von Mayerling agiert rollendeckend, bleibt aber nicht wirklich mehr in Erinnerung als der Rest des Ensembles.

    Mein Fazit: Der Besuch bei Sunset Boulevard hat sich auf jeden Fall gelohnt. Es ist ein Musical mit schönen Melodien und manch starken Momenten und die Bad Hersfelder Inszenierung kann sich sehen lassen. Empfehlenswert.

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