Verspätet aber doch, ein kleiner Blogpost zu There's more - Songs abseits des Musiktheater Mainstreams. Erstmal schulde ich ein großes Dankeschön an Martin Bruny vom Kultur-Channel, ohne dessen Veranstaltungshinweis ich diesen Termin sicherlich nicht mitbekommen hätte. Danke, es war hörenswert und erfrischend und lehrreich und interessant und es war "more".
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There's more - Songs abseits des Musiktheater Mainstreams, so also der Titel der beiden Konzertabende. Das erklärte Ziel der Veranstalter war es, den Besuchern und Besucherinnen einen kleinen Einblick ins Musiktheater abseits des derzeitigen Mainstreams zu geben. Um es vorweg zu sagen, viel habe ich nicht gekannt und ich würde mich durchaus nicht nur dem Mainstream verhaftet ansehen. Aber der Reihe nach. Stattgefunden hat der kleine Event an zwei Abenden (02. und 03. April 2011) in der Neuen Tribüne Wien, dem Theater unter dem Café Landtmann. Groß ist es nicht und trotzdem waren die Plätze (zumindest am Sonntag, als ich dort war) nicht ansatzweise ausgelastet. Der Großteil des Publikums schien überhaupt aus Kollegen bzw. Kolleginnen von Robert G. Neumayr und Daniela Dett oder sonstigen Bekannten der beiden bzw. Walter Lochmann zu bestehen. Ein bisschen kam man sich da als nicht persönlich bekannte Zuschauerin fehl am Platz vor, als wäre man in eine Privatvorstellung geplatzt.
Der ganze Abend war betont locker gehalten, von der Atmosphäre angefangen über die Bekleidung der Personen auf der Bühne (auch wenn die Hosen nicht saßen und Lochmanns Shirt äußerst unvorteilhaft war) bis hin zu den Moderationen zwischen den Songs. Die Zwischenmoderationen waren großteils interessant und informativ (Informationen zu den Songs, den Inhalten des Musicals aus dem sie sind, Informationen zu Komponist oder Texter, kurz: ein Kontext zum Gesungenen) oder boten auch hie und da eine kleine persönliche Anekdote (gespickt mit mehr oder minder lustigen Witzen).
Was wurde also gesungen? Für das genaue Programm siehe unten, grob gesagt war es eben nicht der hunderste Aufguss von Les Misérables, Elisabeth und Das Phantom der Oper sondern durchwegs Songs aus kleineren (Off-Broadway) Musicals, die hierzulande vermutlich kaum bekannt sind. Wobei sich an dieser Stelle natürlich trefflich darüber streiten ließe, was denn eigentlich Mainstream ist. Gerade Stephen Sondheim würde ich ja schon fast wieder als den Mainstream des Anti-Mainstreams bezeichnen. Sondheim ist ja kein Unbekannter, von dem nur ganz wenige bisher gehört haben. Eher ist er sehr wohl bekannt, aber nicht oft gespielt. Ich selber werde mit ihm nicht warm. Zugegeben, ich habe noch keine Produktion seiner Musicals gesehen und nur CD-Aufnahmen seiner Musik gehört. Das Live-Erlebnis können diese nicht ersetzen, das ist mir klar, aber einen Eindruck kann ich mir so sehr wohl verschaffen und bisher musste ich immer wieder feststellen "not my cup of tea". Daran hat auch There's more nichts geändert.
Abgesehen von Sondheim wurde einiges aus dem Repertoire von Georges Stiles und Anthony Drewe gebracht. Diese beiden werde ich mir sicherlich merken, was ich da gehört habe, geht viel eher in mein Ohr und bleibt vor allem auch dort. Besonders "They Don't Make Glass Slippers". Ein weiteres Highlight für mich "And They're Off" von William Finn, das ich zuvor ebenfalls nicht kannte. Wie so vieles an diesem Abend.
Wahrscheinlich war es sogar ein Vorteil, dass ich den Großteil der Songs vorher noch nicht kannte, denn so war meine Wahrnehmung derselben einigermaßen unvoreingenommen. Die Interpretationen von "If I Own Today", "Role of a Lifetime" oder "Run Away With Me" habe ich da gleich ganz anders aufgenommen und automatisch mit mir bereits bekannten Interpretationen verglichen. Nicht unbedingt immer zum Vorteil von Neumayr und Dett. Allgemein haben die beiden ihre Sache aber gut gemacht, besonders die beiden Songs aus The Last 5 Years fand ich sehr gelungen. Die Textprobleme an zwei, drei Stellen möchte ich der vermutlich kurzen Probenzeit zuschreiben, genauso wie die Tatsache, dass das Schauspiel an manchen Stellen etwas unausgegoren wirkte.
Was für mich als Frage bezüglich der Song-Auswahl offen blieb war, warum fast nichts aus dem deutschsprachigen Raum vertreten war. Gibt es denn hier nichts abseits des sogenannten Mainstreams? Oder nichts, was in den Augen und Ohren der Veranstalter in einen solchen Abend passt? There's more war das Motto des Abends, ich möchte fast anhängen "couldn't there have been so much more?".
Mein Fazit: Kein lebensverändernder, absolut umwerfender Abend, aber ein durchaus gelungenes kleines Konzert, das mich viel, viel Neues kennen lernen hat lassen.
Das Programm im Detail:
1. Akt
"Putting it Together" aus Sunday in the Park with George
M, T: Stephen Sondheim, D: Robert G. Neumayr, Daniela Dett
"Carrying a Torch" aus A Spoonfull of Stiles & Drewe
M: Georges Stiles, T: Anthony Drewe, D: Robert G. Neumayr, Daniela Dett
"We're Just Friends" aus I Love You Because
M: Joshua Salzman, T: Ryan Cunningham
"Mein Köper und ich" aus Babytalk
M: Thomas Zaufke, T: Peter Lund
"Rauchen Verobten" aus Elternabend
M: Thomas Zaufke, T: Peter Lund
"Climbing Uphill" aus The Last 5 Years
M, T: Jason Robert Brown
"If I Didn't Believe in You" aus The Last 5 Years
M, T: Jason Robert Brown
"If I Own Today" aus Dreaming Wide Awake
M, T: Scott Alan
2. Akt
"Country House" aus Follies
M, T: Follies
"And They're Off" aus A New Brain
M, T: William Finn
"They Don't Make Glass Slippers" aus Soho Cinders
M: George Stiles, T: Anthony Drewe
"Sooner or Later" aus Dick Tracy
M, T: Stephen Sondheim
"Role of a Lifetime" aus Bare: A Pop Opera
M: Damon Intrabartolo, T: Jon Hartmere, Jr.
"A Way Back to Then" aus [Title of Show]
M, T: Jeff Bowen
"Run away with Me" aus The Unauthorized Autobiography of Samantha Brown
M: Brian Lowdermilk, T: Kait Kerrigan
"Who I'd Be" aus Shrek - The Musical
M: Jeanine Tesori, T: David Lindsay-Abaire
Zugabe: "Does Anyone Ever Really Grow Up" aus Just So
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