Wahnsinn, schon nach über zwei Monaten schaffe ich es endlich diese Kritik fertig zu schreiben und so viel habe ich schon lange nicht mehr zu sagen gehabt.
Pünktlich zum Valentinstag 2011 (eine Woche nach dem Veröffentlichungsdatum innerhalb Frankreichs) erschien die DVD Roméo et Juliette - les enfants de Vérone, dem Pariser Revival des französischen Musicals von 2001. Um es vorweg klarzustellen: ich hab ein Faible für dieses Musical. Zum einen liegt das einfach daran, dass ich Shakespeares Tragödie schon zig Mal gelesen habe und mit Sicherheit auch noch zig weitere Male lesen werde und ein allgemeines Faible für Romeo und Julia habe (und nein, ich halte es nicht für die größte, romantischste Liebesgeschichte aller Zeiten. Selbstmord ist nicht romantisch). Zum Großteil ist meine Schwäche für gerade dieses Musical aber darin begründet, dass es das Musical ist, mit dessen Wiener Produktion meine Leidenschaft für das Genre wirklich begonnen hat (wie man sieht bin ich noch gar nicht so lange dabei). In meinem Musicalgedächtnis wird es also immer einen ganz besonderen Platz haben.
So war ich neugierig, wie sich die neue französische Version anhören und ansehen würde. Ich hab die Entwicklung des Musicals über die Jahre verfolgt, mal aufmerksamer mal weniger aufmerksam. Ich nenne die CD der Asien-Tour mein Eigen und kenne von dieser schon einige Stimmen des Paris Revivals, sowie ein paar der Neuarrangements. Einige Lieder, die auf dieser CD neu waren, sind auf der aktuellen DVD nicht mehr zu hören, sie wurden also wieder gestrichen. Dafür wurden andere hinzugefügt, die es im Pariser Original noch nicht gab.
Im Großen und Ganzen ist das Musical immer noch das, was es schon vor zehn Jahren war: die (an manchen Stellen überaus kitschige) Liebesgeschichte von Romeo und Julia. Die beiden liebenden, die tragischerweise jeweils einer der verfeindeten Familien von Montagues und Capulets angehören und sich am Ende das Leben nehmen. Die auch aus Wien bekannte Trennung der Familien in blau gekleidete Montagues und rot gekleidete Capulets wurde ebenso beibehalten wie der Großteil der Lieder und der Choreographie (auch wenn diesmal nicht Redha für selbige zuständig war). Seit zehn Jahren spielt nun schon Damien Sargue die Rolle des Romeo, mittlerweile mit kurzen Haaren und mehr (zuviel) Schminke (ganz so jugendlich würde er ohne vermutlich nicht mehr aussehen). Man sieht und hört, dass er sich in der Rolle wohlfühlt. Er macht seine Sache gut, nicht herausragend, aber gut. Seine Geliebte Julia wird von Joy Esther dargestellt, mit lieblicher Stimme und ungefähr zwei Gesichtsausdrücken. Auf der Seite der Montagues spielen Cyril Niccolai als Benvolio und John Eyzen als Mercutio. Ersterer mit hängendem Kopf und trauriger Mine, auch wenn noch niemand gestorben ist und zweiterer mit einem eindeutig anderen Rollenverständnis als frühere Mercutios. Seine Interpretation des Charakters liegt nahe am Wahnsinn, was auch damit zu tun hat, dass "La folie" wieder Teil des Stücks ist (wenn auch an anderer Stelle als früher) und das neue "Je rêve" (im Prinzip eine gute Idee, weil es Mercutio näher zu Shakespeares Mercutio bringt) ebenfalls Gelegenheit bietet diesen Teil des Charakters zu erforschen. Bekannt aus der 2001-Version ist auch Tom Ross in der Rolle des Tybalt, an dessen Interpreatation sich nicht viel geändert hat. Die Rollen gewechselt hat Frederic Charter, in der Originalproduktion war er noch als Prinz zu sehen, auf der neuen DVD verkörpert er nun Pater Lorenzo und macht seine Sache ganz gut, auch wenn es für mich persönlich etwas schwierig ist, ihn nicht als Prinz wahrzunehmen. Eine der interessantesten Rollen in den französischen Produktionen ist La Mort (dt. Der Tod), getanzt von Aurélie Badol. Ich finde es interessant, dass der Tod eine direkte Rolle spielt (in der Wiener Version wurde dieser Part vermutlich gestrichen, weil man Vergleiche mit Elisabeth vermeiden wollte), auch wenn es ein bisschen unschlüssig ist, dass sie nur Mercutio küsst. Tybalt stößt sie zumindest in den Dolch , bei Romeo und Julia allerdings steht sie mehr oder minder nur daneben. Der Rest der Besetzung: Ida Gordon als Amme, Stéphanie Rodrigue als Lady Capulet, Arié Itah als Lord Capulet, Brigitte Venditti als Lady Montague und Stéphane Metro als Prinz von Verona. Graf Paris steht hier absichtlich nicht als Solist dabei, ist er bei dieser Produktion doch zu einem Statisten verkommen, der nicht singt und nur hin und wieder hübsch auf der Bühne steht.
Damit wäre ich auch schon bei den zahlreichen Änderungen, die das Musical erfahren musste. In den diversen Produktionen weltweit und den verschiedenen französisch-sprachigen Versionen wurde ja schon viel geändert und wieder zurück geändert. Der Gesamteindruck, der sich mir nur auf dieser neuen DVD bietet ist leider nicht positiv. Die meisten Änderungen haben dem Stück nicht gut getan. Da ist zuerst einmal die Tatsache, dass viele Dialoge gestrichen wurden. Erstens fehlt dem Ganzen dadurch irgendwie der Kitt, man hat nun das Gefühl von einem Song in den nächsten geworfen zu werden. Sicher, in einem Musical muss (sollte) die Geschichte durch die Musik und die Songtexte erzählt werden, aber trotzdem ist etwas Verbindung dazwischen nötig. Zweitens war ein Teil der Dialoge wichtig für die Rollenentwicklung. Das Trio Mercutio, Benvolio, Romeo spricht weniger miteinander, bekommt so weniger Charaktertiefe. Besonders eklatant ist aber das Fehlen gewisser Teile zwischen Romeo und Julia. Sie fragt ihre Amme niemals, wer der junge Mann ist, er hört niemals, dass sie eine Capulet ist. Am Balkon wird auch mit keinem Wort erwähnt, dass er ein Montague und sie eine Capulet ist. So als wüssten die beiden gar nichts davon oder als fänden sie es nicht einmal erwähnenswert. Beides nicht im Sinne der Geschichte. Wir als Zuschauer/Zuschauerinnen wissen das natürlich alles, uns muss es nicht erklärt werden, aber Publikumswissen ist nicht gleich Rollenwissen.
Weiters sind da die neuen Lieder, die zum Großteil in meinen Augen wirklich nicht notwendig sind. Der erste Akt hat einen melodramatischen Anstrich bekommen. Lady Capulet erklärt ihrer Tochter nicht mehr mit der Amme, sich auf die Hochzeit zu freuen sondern legt ihr dar, dass Frauen in einem Tal der Tränen leben, dass Männer nur heiraten, um die Frauen nackt zu sehen und dass ihre eigene Ehe mit Lord Capulet alles andere als glücklich ist. Während "La demande en mariage" (dt. Der Heiratsantrag) hat Paris nicht mehr zu tun als herumzustehen. Seltsam, wo er doch eigentlich um Julias Hand anhält. Dafür darf Tybalt nun dort singen, wo eigentlich Paris singen müsste und schon gleich zum Beginn des Musical klarstellen, dass er in Julia verliebt ist. Nicht lange danach hat er ein eigenes neues Lied bekommen. "Tybalt" ist ein ziemlich weinerliches Lied, in dem er sich mehr oder weniger selbst bemitleidet. Wie oben schon erwähnt, wurde auch Mercutio ein neues Lied geschrieben. "La reine Mab (Je rêve)" (dt. Königin Mab, ich träume) bringt Shakespeare wieder mehr zurück in das Stück, was ich für eine gute Idee halte. Im zweiten Akt wurde "La folie" (dt. Der Wahnsinn/Die Verrücktheit) in gekürzter und geänderter Weise vor das Duell geschoben. Eine Stelle, die für mich nicht ganz nachvollziehbar ist. Romeo und Julia haben ein neues Duett bekommen. "On prie" (dt. Man betet) ist nett, aber auch nicht mehr.
Auch Bühnenbild (Dominique Lebourges) und Kostüme (Laurent Déjardin) haben Veränderungen durchgemacht. Für mich meistens zum Positiven. Etwas störend ist, dass alle ständig glitzern und Pater Lorenzo Leder trägt, was für die Rolle irgendwie unpassend ist. Das Montague-Trio hat immer wieder Mäntel an, die an Bademäntel erinnern, was auch nicht wirklich gut ist. Am verwirrendsten ist aber die Farbwahl bei Julias Hochzeitskleid. Sie trägt lila. Man könnte es so interpretieren, dass rot und blau zusammenkommen und dabei lila rauskommt, allerdings müsste dann auch Romeo diesselbe Farbe tragen. Er trägt aber immer noch blau. Wenn man schon die Trennung der beiden Lager mit Farben unterstreicht, dann muss man das auch in jeder Szene durchdenken. Choreographiemäßig (Carl Portal) hat sich nicht wahnsinnig viel getan, Redhas Erbe ist deutlich sichtbar und da ich die Choreographie immer für eine der Stärken der Shows gehalten habe, ist das ein Pluspunkt für mich. Eine gelungene Veränderung dazu gibt es bei "C'est pas ma faute" (dt. Ich bin schuldlos), wo Tybalt nun alle erstarrten Paare auseinanderreißt.
Genug zum künstlerischen Teil, abschließend noch ein paar Worte zur technischen Umsetzung der DVD. Offensichtlich wurde an zwei verschiedenen Tagen gefilmt, was an sich noch kein Problem darstellt. Allerdings ist es mehr als sichtbar. Benvolios Frisur unterscheidet sich an den beiden Tagen so dermaßen, dass man es gar nicht übersehen kann. Ich finde es irritierend, vor allem wenn das nicht nur zwischen sondern mitten in den Szenen wechselt. Auch an anderen Stellen merkt man nach einem Schnitt, dass es nun der andere Tag ist. Vielleicht lass ich mich zu leicht aus dem Konzept bringen, aber störend war es für mich trotzdem. Weiters störend war die Tatsache, dass man manchmal einfach nicht wusste, was genau nun auf der Bühne vor sich geht. Anstatt einfach das Geschehen zu zeigen, gab es unmotivierte Rückblicke in Zeitlupe, bei denen man sich gefragt hat, wo die Sänger/Sängerinnen eigentlich gerade stehen und wie diese Szene umgesetzt ist.
Die Extras sind vernachlässigbar. Ein paar Szenen hinter den Kulissen, allerdings wird kaum gesprochen. Für Personen, die nicht französisch können sicherlich kein Nachteil. Besonders aussagekräftig sind die Eindrücke deswegen aber nicht.
Mein Fazit: Eine stark veränderte Version eines guten Musicals. Ein Muss nur für absolute Fans, die alles haben müssen, das mit Roméo et Juliette zu tun hat. Der Rest sollte sich lieber an die 2001-Version halten.
Pünktlich zum Valentinstag 2011 (eine Woche nach dem Veröffentlichungsdatum innerhalb Frankreichs) erschien die DVD Roméo et Juliette - les enfants de Vérone, dem Pariser Revival des französischen Musicals von 2001. Um es vorweg klarzustellen: ich hab ein Faible für dieses Musical. Zum einen liegt das einfach daran, dass ich Shakespeares Tragödie schon zig Mal gelesen habe und mit Sicherheit auch noch zig weitere Male lesen werde und ein allgemeines Faible für Romeo und Julia habe (und nein, ich halte es nicht für die größte, romantischste Liebesgeschichte aller Zeiten. Selbstmord ist nicht romantisch). Zum Großteil ist meine Schwäche für gerade dieses Musical aber darin begründet, dass es das Musical ist, mit dessen Wiener Produktion meine Leidenschaft für das Genre wirklich begonnen hat (wie man sieht bin ich noch gar nicht so lange dabei). In meinem Musicalgedächtnis wird es also immer einen ganz besonderen Platz haben.
So war ich neugierig, wie sich die neue französische Version anhören und ansehen würde. Ich hab die Entwicklung des Musicals über die Jahre verfolgt, mal aufmerksamer mal weniger aufmerksam. Ich nenne die CD der Asien-Tour mein Eigen und kenne von dieser schon einige Stimmen des Paris Revivals, sowie ein paar der Neuarrangements. Einige Lieder, die auf dieser CD neu waren, sind auf der aktuellen DVD nicht mehr zu hören, sie wurden also wieder gestrichen. Dafür wurden andere hinzugefügt, die es im Pariser Original noch nicht gab.
Im Großen und Ganzen ist das Musical immer noch das, was es schon vor zehn Jahren war: die (an manchen Stellen überaus kitschige) Liebesgeschichte von Romeo und Julia. Die beiden liebenden, die tragischerweise jeweils einer der verfeindeten Familien von Montagues und Capulets angehören und sich am Ende das Leben nehmen. Die auch aus Wien bekannte Trennung der Familien in blau gekleidete Montagues und rot gekleidete Capulets wurde ebenso beibehalten wie der Großteil der Lieder und der Choreographie (auch wenn diesmal nicht Redha für selbige zuständig war). Seit zehn Jahren spielt nun schon Damien Sargue die Rolle des Romeo, mittlerweile mit kurzen Haaren und mehr (zuviel) Schminke (ganz so jugendlich würde er ohne vermutlich nicht mehr aussehen). Man sieht und hört, dass er sich in der Rolle wohlfühlt. Er macht seine Sache gut, nicht herausragend, aber gut. Seine Geliebte Julia wird von Joy Esther dargestellt, mit lieblicher Stimme und ungefähr zwei Gesichtsausdrücken. Auf der Seite der Montagues spielen Cyril Niccolai als Benvolio und John Eyzen als Mercutio. Ersterer mit hängendem Kopf und trauriger Mine, auch wenn noch niemand gestorben ist und zweiterer mit einem eindeutig anderen Rollenverständnis als frühere Mercutios. Seine Interpretation des Charakters liegt nahe am Wahnsinn, was auch damit zu tun hat, dass "La folie" wieder Teil des Stücks ist (wenn auch an anderer Stelle als früher) und das neue "Je rêve" (im Prinzip eine gute Idee, weil es Mercutio näher zu Shakespeares Mercutio bringt) ebenfalls Gelegenheit bietet diesen Teil des Charakters zu erforschen. Bekannt aus der 2001-Version ist auch Tom Ross in der Rolle des Tybalt, an dessen Interpreatation sich nicht viel geändert hat. Die Rollen gewechselt hat Frederic Charter, in der Originalproduktion war er noch als Prinz zu sehen, auf der neuen DVD verkörpert er nun Pater Lorenzo und macht seine Sache ganz gut, auch wenn es für mich persönlich etwas schwierig ist, ihn nicht als Prinz wahrzunehmen. Eine der interessantesten Rollen in den französischen Produktionen ist La Mort (dt. Der Tod), getanzt von Aurélie Badol. Ich finde es interessant, dass der Tod eine direkte Rolle spielt (in der Wiener Version wurde dieser Part vermutlich gestrichen, weil man Vergleiche mit Elisabeth vermeiden wollte), auch wenn es ein bisschen unschlüssig ist, dass sie nur Mercutio küsst. Tybalt stößt sie zumindest in den Dolch , bei Romeo und Julia allerdings steht sie mehr oder minder nur daneben. Der Rest der Besetzung: Ida Gordon als Amme, Stéphanie Rodrigue als Lady Capulet, Arié Itah als Lord Capulet, Brigitte Venditti als Lady Montague und Stéphane Metro als Prinz von Verona. Graf Paris steht hier absichtlich nicht als Solist dabei, ist er bei dieser Produktion doch zu einem Statisten verkommen, der nicht singt und nur hin und wieder hübsch auf der Bühne steht.
Damit wäre ich auch schon bei den zahlreichen Änderungen, die das Musical erfahren musste. In den diversen Produktionen weltweit und den verschiedenen französisch-sprachigen Versionen wurde ja schon viel geändert und wieder zurück geändert. Der Gesamteindruck, der sich mir nur auf dieser neuen DVD bietet ist leider nicht positiv. Die meisten Änderungen haben dem Stück nicht gut getan. Da ist zuerst einmal die Tatsache, dass viele Dialoge gestrichen wurden. Erstens fehlt dem Ganzen dadurch irgendwie der Kitt, man hat nun das Gefühl von einem Song in den nächsten geworfen zu werden. Sicher, in einem Musical muss (sollte) die Geschichte durch die Musik und die Songtexte erzählt werden, aber trotzdem ist etwas Verbindung dazwischen nötig. Zweitens war ein Teil der Dialoge wichtig für die Rollenentwicklung. Das Trio Mercutio, Benvolio, Romeo spricht weniger miteinander, bekommt so weniger Charaktertiefe. Besonders eklatant ist aber das Fehlen gewisser Teile zwischen Romeo und Julia. Sie fragt ihre Amme niemals, wer der junge Mann ist, er hört niemals, dass sie eine Capulet ist. Am Balkon wird auch mit keinem Wort erwähnt, dass er ein Montague und sie eine Capulet ist. So als wüssten die beiden gar nichts davon oder als fänden sie es nicht einmal erwähnenswert. Beides nicht im Sinne der Geschichte. Wir als Zuschauer/Zuschauerinnen wissen das natürlich alles, uns muss es nicht erklärt werden, aber Publikumswissen ist nicht gleich Rollenwissen.
Weiters sind da die neuen Lieder, die zum Großteil in meinen Augen wirklich nicht notwendig sind. Der erste Akt hat einen melodramatischen Anstrich bekommen. Lady Capulet erklärt ihrer Tochter nicht mehr mit der Amme, sich auf die Hochzeit zu freuen sondern legt ihr dar, dass Frauen in einem Tal der Tränen leben, dass Männer nur heiraten, um die Frauen nackt zu sehen und dass ihre eigene Ehe mit Lord Capulet alles andere als glücklich ist. Während "La demande en mariage" (dt. Der Heiratsantrag) hat Paris nicht mehr zu tun als herumzustehen. Seltsam, wo er doch eigentlich um Julias Hand anhält. Dafür darf Tybalt nun dort singen, wo eigentlich Paris singen müsste und schon gleich zum Beginn des Musical klarstellen, dass er in Julia verliebt ist. Nicht lange danach hat er ein eigenes neues Lied bekommen. "Tybalt" ist ein ziemlich weinerliches Lied, in dem er sich mehr oder weniger selbst bemitleidet. Wie oben schon erwähnt, wurde auch Mercutio ein neues Lied geschrieben. "La reine Mab (Je rêve)" (dt. Königin Mab, ich träume) bringt Shakespeare wieder mehr zurück in das Stück, was ich für eine gute Idee halte. Im zweiten Akt wurde "La folie" (dt. Der Wahnsinn/Die Verrücktheit) in gekürzter und geänderter Weise vor das Duell geschoben. Eine Stelle, die für mich nicht ganz nachvollziehbar ist. Romeo und Julia haben ein neues Duett bekommen. "On prie" (dt. Man betet) ist nett, aber auch nicht mehr.
Auch Bühnenbild (Dominique Lebourges) und Kostüme (Laurent Déjardin) haben Veränderungen durchgemacht. Für mich meistens zum Positiven. Etwas störend ist, dass alle ständig glitzern und Pater Lorenzo Leder trägt, was für die Rolle irgendwie unpassend ist. Das Montague-Trio hat immer wieder Mäntel an, die an Bademäntel erinnern, was auch nicht wirklich gut ist. Am verwirrendsten ist aber die Farbwahl bei Julias Hochzeitskleid. Sie trägt lila. Man könnte es so interpretieren, dass rot und blau zusammenkommen und dabei lila rauskommt, allerdings müsste dann auch Romeo diesselbe Farbe tragen. Er trägt aber immer noch blau. Wenn man schon die Trennung der beiden Lager mit Farben unterstreicht, dann muss man das auch in jeder Szene durchdenken. Choreographiemäßig (Carl Portal) hat sich nicht wahnsinnig viel getan, Redhas Erbe ist deutlich sichtbar und da ich die Choreographie immer für eine der Stärken der Shows gehalten habe, ist das ein Pluspunkt für mich. Eine gelungene Veränderung dazu gibt es bei "C'est pas ma faute" (dt. Ich bin schuldlos), wo Tybalt nun alle erstarrten Paare auseinanderreißt.
Genug zum künstlerischen Teil, abschließend noch ein paar Worte zur technischen Umsetzung der DVD. Offensichtlich wurde an zwei verschiedenen Tagen gefilmt, was an sich noch kein Problem darstellt. Allerdings ist es mehr als sichtbar. Benvolios Frisur unterscheidet sich an den beiden Tagen so dermaßen, dass man es gar nicht übersehen kann. Ich finde es irritierend, vor allem wenn das nicht nur zwischen sondern mitten in den Szenen wechselt. Auch an anderen Stellen merkt man nach einem Schnitt, dass es nun der andere Tag ist. Vielleicht lass ich mich zu leicht aus dem Konzept bringen, aber störend war es für mich trotzdem. Weiters störend war die Tatsache, dass man manchmal einfach nicht wusste, was genau nun auf der Bühne vor sich geht. Anstatt einfach das Geschehen zu zeigen, gab es unmotivierte Rückblicke in Zeitlupe, bei denen man sich gefragt hat, wo die Sänger/Sängerinnen eigentlich gerade stehen und wie diese Szene umgesetzt ist.
Die Extras sind vernachlässigbar. Ein paar Szenen hinter den Kulissen, allerdings wird kaum gesprochen. Für Personen, die nicht französisch können sicherlich kein Nachteil. Besonders aussagekräftig sind die Eindrücke deswegen aber nicht.
Mein Fazit: Eine stark veränderte Version eines guten Musicals. Ein Muss nur für absolute Fans, die alles haben müssen, das mit Roméo et Juliette zu tun hat. Der Rest sollte sich lieber an die 2001-Version halten.
Danke für diesen äußerst interessanten und aufschlußreichen Bericht!
AntwortenLöschenDaß "La demande en mariage" nicht mehr dabei ist, kann ich gar nicht fassen! So ein geniales, unterhaltsames Lied!!
Ich werde wohl wirklich Deiner Empfehlung folgen und bei der Original DVD bleiben :)
Mit ein paar Tagen Verspätung ist mir nun aufgefallen, daß ich eigentlich über den Wegfall von "Tu dois te marier" so empört bin ;)
AntwortenLöschenWobei, "La demande en mariage" schon auch witzig ist!
Sonja, das hab ich mir fast gedacht, aber "La demande en mariage" existiert ja auch nicht mehr, so wie es mal existiert hat. Paris sagt ja nichts mehr, also gibt es streng genommen keinen Heiratsantrag mehr...
AntwortenLöschenLiebe Grüße