Bad, bizarre and bloody brilliant wird die Rocky Horror Show beworben und die aktuelle Tour, die noch bis 18. Dezember in der Halle E des Wiener Museumsquartiers zu sehen ist, hält, was sie verspricht. Tatsächlich kann man mit dem Musical rund um das biedere Pärchen Brad und Janet, das es wegen einer Autopanne in das Anwesen des "Sweet Transvestite" Frank'n'Furter verschlägt und dort mit allerlei bizarren Dingen konfrontiert wird, nicht viel falsch machen. Das Stück ist Kult, die Fans lieben es und bei einigen geht sowieso die Gaudi beim Verkleiden, Konfetti werfen und Spritzpistolen verwenden vor dem, was auf der Bühne passiert.
Dabei kann sich genau das wirklich sehen und die meiste Zeit zum Glück auch hören lassen. Wie schon bei der letzten Tour 2008/09 hat man Rob Fowler (bei uns bekannt u.a. aus The Last Five Years oder Elisabeth) als Frank'n'Furter verpflichtet. Alleine wie dieser Mann in Strapsen, Korsett, roten Heels und blonder Perücke durch das Stück stolziert ist sehenswert. Dazu hat er aber auch noch eine großartige Stimme, die manchmal verblüffend an Tim Curry erinnert. Ihm zur Seite standen Matthew McKenna als Riff Raff, herrlich schleimig unterwürfig, perfide und arrogant, Clare Ivory als Magenta, die vor allem in ihrer Doppelrolle als Usherette glänzte und Kerry Winter als Columbia, die im Gegensatz zu den beiden anderen ein wenig blass blieb. Im harten Kontrast zu den vieren standen Jon Hawkins und Daisy Wood Davis als Brad und Janet, die das bürgerlich-spießige Paar sehr überzeugend darstellten und auch mit der Darstellung ihrer Rollenentwicklung nicht überfordert waren. Es ist dem Schauspiel der beiden zu verdanken, dass die Rollen von Brad und Janet auch anfangs endlich einmal nicht blass blieben.
Weiters zu sehen war Sam Cassidy, der Rocky mit dümmlichen Grinsen und ungelenken Bewegungen perfekt irgendwo zwischen kindlich naiv und selbstbewusst sexy anlegte und angenehmerweise nicht nur gut aussieht, sondern auch wirklich singen kann. Rocky darf einem allerdings leid tun, gerade erst erschaffen und schon mit einer Föhnfrisur gestraft, die nicht einmal eine Hausfrau in den 1950er-Jahren hätte haben wollen (siehe Bild links) und die ihn (ob seiner weichen Gesichtszüge) ziemlich weiblich macht (bei "Rose Tints My World" zusätzlich noch durch das rosa Schirmchen unterstützt). Vervollständigt wurde der Cast von Sean Kingsley als Eddie (kurz aber gut) und Dr. Scott (manchmal nur schwer verständlich) und Thomas Weissengruber als Erzähler. Letzter ist ein wahrer Glücksgriff, ließ er sich doch von den Boring-Zwischenrufen nicht aus der Ruhe bringen und redete mit lakonischer Gelassenheit zurück (ob er jeden Abend das Gleiche sagt, mag ich nicht zu beurteilen, geklungen hat es zumindest nicht wie auswendig gelernt). Die Phantoms an diesem Abend (Jana Stelley, Lara Denning, Ewan Gilles, Ross Aldred) unterstützten die oben genannten Darsteller/Darstellerinnen hervorragend.
Optisch hat sich die Produktion seit der letzten Tour nicht wesentlich verändert. Das Bühnenbild passt perfekt zu den verschiedenen darzustellenden Räumen und auch an den Kostümen ist absolut nichts auszusetzen (sieht man von der unsäglichen Rocky-Perücke ab). Eine gute Idee ist es, noch bevor das Stück beginnt Trailer der in "Science Fiction Double Feature" besungenen Filme zu zeigen und die Rocky Horror Show dann quasi als ein Science Fiction Movie zu bringen, komplett mit Abspann am Ende. Bei all dem Lob muss aber auch erwähnt sein, dass die Tonsteuerung an einigen Stellen schlicht versagt hat. Die Band war an manchen Stellen (besonders im zweiten Akt) so laut, dass es einem im Parkett fast das Trommelfell zerfetzte und die Verständlichkeit des Gesangs doch gehörig litt. Das ist aber auch schon der einzige Wermutstropfen dieser großartig gemachten Show, denn sie ist optisch und eben bis auf die Einschränkung auch akustisch richtig gut gemacht und wenn am Ende alle miteinander den "Time Warp" tanzen, ist man sowieso wieder mit der Welt versöhnt.
Mein Fazit: Let's do the time warp again! Absolut empfehlenswert und live einfach viel cooler als der Film.
Im Web:
[Bild via] |
Dabei kann sich genau das wirklich sehen und die meiste Zeit zum Glück auch hören lassen. Wie schon bei der letzten Tour 2008/09 hat man Rob Fowler (bei uns bekannt u.a. aus The Last Five Years oder Elisabeth) als Frank'n'Furter verpflichtet. Alleine wie dieser Mann in Strapsen, Korsett, roten Heels und blonder Perücke durch das Stück stolziert ist sehenswert. Dazu hat er aber auch noch eine großartige Stimme, die manchmal verblüffend an Tim Curry erinnert. Ihm zur Seite standen Matthew McKenna als Riff Raff, herrlich schleimig unterwürfig, perfide und arrogant, Clare Ivory als Magenta, die vor allem in ihrer Doppelrolle als Usherette glänzte und Kerry Winter als Columbia, die im Gegensatz zu den beiden anderen ein wenig blass blieb. Im harten Kontrast zu den vieren standen Jon Hawkins und Daisy Wood Davis als Brad und Janet, die das bürgerlich-spießige Paar sehr überzeugend darstellten und auch mit der Darstellung ihrer Rollenentwicklung nicht überfordert waren. Es ist dem Schauspiel der beiden zu verdanken, dass die Rollen von Brad und Janet auch anfangs endlich einmal nicht blass blieben.
[Bild via] |
Optisch hat sich die Produktion seit der letzten Tour nicht wesentlich verändert. Das Bühnenbild passt perfekt zu den verschiedenen darzustellenden Räumen und auch an den Kostümen ist absolut nichts auszusetzen (sieht man von der unsäglichen Rocky-Perücke ab). Eine gute Idee ist es, noch bevor das Stück beginnt Trailer der in "Science Fiction Double Feature" besungenen Filme zu zeigen und die Rocky Horror Show dann quasi als ein Science Fiction Movie zu bringen, komplett mit Abspann am Ende. Bei all dem Lob muss aber auch erwähnt sein, dass die Tonsteuerung an einigen Stellen schlicht versagt hat. Die Band war an manchen Stellen (besonders im zweiten Akt) so laut, dass es einem im Parkett fast das Trommelfell zerfetzte und die Verständlichkeit des Gesangs doch gehörig litt. Das ist aber auch schon der einzige Wermutstropfen dieser großartig gemachten Show, denn sie ist optisch und eben bis auf die Einschränkung auch akustisch richtig gut gemacht und wenn am Ende alle miteinander den "Time Warp" tanzen, ist man sowieso wieder mit der Welt versöhnt.
Mein Fazit: Let's do the time warp again! Absolut empfehlenswert und live einfach viel cooler als der Film.
Im Web:
Ich habe mir die Rocky Horror Show gestern zum zweiten Mal diese Saison angeschaut und war auch schon gespannt, wie Thomas Weissengruber diesmal auf die "Boring"-Rufe reagiert. Beim ersten Mal ist mir sein Zurückreden ja ziemlich spontan und schlagfertig vorgekommen. Nach dem zweiten Mal sehen muss ich sagen: Gratuliere! Die Spontanität hat er gut rübergebracht! ;) Aber auch beim zweiten Mal fand ich die (selben) Sprüche ganz amüsant! :)
AntwortenLöschenIch muss sagen, ich bin dieses Jahr mit gemischten Gefühlen in die RHS gegangen, da - wie ich finde - die Latte vorletztes Jahr sehr hoch gelegt worden ist. Stuart Matthew Price als Riff Raff und auch die Darstellerin von Magenta (sorry, mir ist der Name entfallen!) waren für mich der Hammer!!! Ich wurde aber positiv überrascht: Matthew McKenna und Clare Ivory haben ohne ihre Vorgänger zu kopieren, das hohe Level beibehalten und (mich) tadellos überzeugen können.
Der einzige Wehrmutstropfen dieses Jahr war für mich das Publikum, das ja bei der RHS doch auch einiges beitragen kann und auch soll! Ich hab noch nie so ein langweiliges, lethargisches Publikum erlebt! So macht die RHS nur halb so viel Spaß! Mir ist auch beide Male aufgefallen, dass sehr viele Plätze nicht besetzt waren. Sehr schade!
Aber wie du schon geschrieben hast: live der absolute Wahnsinn und immer wieder sehenswert! :)
lg, Tina