Freitag, 5. November 2010

[Konzert] "Romeo und Julia" Film + Musik live (Konzerthaus, 04.11.2010)

[Bild via]
In einem Leben gibt es viele Premieren, gestern war für mich wieder eine solche. Es war mein erster Besuch im Wiener Konzerthaus. Bisher kannte ich das Gebäude in der Nähe des Stadtparks nur von außen. Der erste Eindruck: die Eingangshalle ist riesig. Selbst bei zwei Veranstaltungen an diesem Abend, gibt es kein Gedränge oder Überfüllung (und auch am Ende als alle gleichzeitig zu den Garderoben strömen, nur wenig Beengung). Der Große Saal selber ist nicht weniger beeindruckend: viel Gold und Marmor sowie rotbraune Sessel, die deutliche bequemer sind als die neue Bestuhlung des Ronachers. Allerdings gibt es bei den Sitzreihen keinen merklichen Anstieg, was vermutlich der Tatsache geschuldet ist, dass es bei Konzerten keine Darstellerinnen und Darsteller zu beobachten gibt (deswegen gibt es wohl auch Sitzreihen, die nicht Richtung Bühne zeigen) und die Bühne  (und an diese Abend auch die Leinwand) zudem deutlich erhöht ist.

Film + Musik live. Das Konzept des Abends ist schnell erklärt. Über dem Orchester auf der Leinwand wird ein Film gespielt während die Musik dazu live kommt. In diesem Fall handelte es sich um eine Ballett-Stummfilmverfilmung von Romeo und Julia aus der UdSSR (1954/55), bei der Lev Arnshtam Regie führte (Choreographie: Leonid Lavrovsky). Die passende Musik, nämlich Romeo und Julia von Sergej Prokofjew (Ballett, op. 64), spielen die Wiener Symphoniker unter der Leitung von Frank Strobel live.
Wie schwierig es ist punktgenau auf einen Film hinzudirigieren bzw. zu spielen, kann ich nur vermuten. Es hat jedenfalls perfekt gepasst. Ein bisschen bekam man einen Eindruck davon, wie Kino früher gewesen sein musste, als die bewegten Bilder noch keinen Ton hatten und eine kleine Musikgruppe (oder nur ein Klavier) die Hintergrundmusik lieferten. Den fantastischen Klang der Wiener Symphoniker  konnten Menschen anno dazumal natürlich im Kino nicht genießen.
Eigentlich hätte es gar keinen Film gebraucht, die Musik wirkt auch so (eine Melodie wird vielen Österreicherinnen und Österreichern aus einem TV-Spot bekannt sein). Die Wiener Symphoniker bieten ein wunderbares Klangerlebnis. Die Musikerinnen und Musiker loten Prokofjews wunderbare Komposition bis ins Detail aus: flatterhafte, beschwingte Heiterkeit oder tiefe Tragik. Alles ist hörbar und lässt einen eintauchen in die Welt Romeos und Julias.
Galina Ulanova gab in dem Stummfilm eine bezaubernde Julia, die ganz das junge Mädchen war, das diese Rolle bei Shakespeare auch ist. Yuri Zhdanov etwas zu ausladend, zu übertrieben. Da stirbt zum Beispiel Mercutio und er macht noch große, ausladende Gesten. Wie genau der Trank wirkt, den Pater Lorenzo Julia gibt oder dass Romeo verbannt wird, geht durch mangelnde Erklärungen verloren. Dazu muss man das Stück schon kennen. Doch das tut dem Seh- und vor allem Hörvergnügen keinen Abbruch.

Romeo und Julia: Film + Musik live. Noch heute (05. November 2010) im Großen Saal des Wiener Konzerthauses.

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