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Wie schwierig es ist punktgenau auf einen Film hinzudirigieren bzw. zu spielen, kann ich nur vermuten. Es hat jedenfalls perfekt gepasst. Ein bisschen bekam man einen Eindruck davon, wie Kino früher gewesen sein musste, als die bewegten Bilder noch keinen Ton hatten und eine kleine Musikgruppe (oder nur ein Klavier) die Hintergrundmusik lieferten. Den fantastischen Klang der Wiener Symphoniker konnten Menschen anno dazumal natürlich im Kino nicht genießen.
Eigentlich hätte es gar keinen Film gebraucht, die Musik wirkt auch so (eine Melodie wird vielen Österreicherinnen und Österreichern aus einem TV-Spot bekannt sein). Die Wiener Symphoniker bieten ein wunderbares Klangerlebnis. Die Musikerinnen und Musiker loten Prokofjews wunderbare Komposition bis ins Detail aus: flatterhafte, beschwingte Heiterkeit oder tiefe Tragik. Alles ist hörbar und lässt einen eintauchen in die Welt Romeos und Julias.
Galina Ulanova gab in dem Stummfilm eine bezaubernde Julia, die ganz das junge Mädchen war, das diese Rolle bei Shakespeare auch ist. Yuri Zhdanov tanzte und spielte ihren Liebhaber Romeo ebenso überzeugend. Auch die anderen Darstellerinnen und Darsteller machten ihre Sache fantastisch, auch wenn die Stummfilmästhetik gewöhnungsbedürftig ist. Für heutige Augen wirken Gestik und Mimik etwas zu ausladend, zu übertrieben. Da stirbt zum Beispiel Mercutio und er macht noch große, ausladende Gesten. Wie genau der Trank wirkt, den Pater Lorenzo Julia gibt oder dass Romeo verbannt wird, geht durch mangelnde Erklärungen verloren. Dazu muss man das Stück schon kennen. Doch das tut dem Seh- und vor allem Hörvergnügen keinen Abbruch.
Romeo und Julia: Film + Musik live. Noch heute (05. November 2010) im Großen Saal des Wiener Konzerthauses.
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