Neue
Saison, neues Glück. Den Einstand gab’s heuer mit zwei Produktionen in der
Theatercouch in Wien. Bis vor kurzem wusste ich noch nicht einmal, dass sie
existiert, jetzt bin ich schon ein bisschen Fan. Die Theatercouch ist ein von Silke
Müllner und Rory Six gegründeter Verein, der es sich zum Ziel gesetzt hat,
junge Künstlerinnen und Künstler zu unterstützen, die noch keine großen Säle
füllen oder einfach nur in kleinerem Rahmen etwas auf die Beine stellen wollen.
Dazu kann man die Räume der Theatercouch ganz einfach stundenweise mieten. Eine
wunderbare Idee, die Wien hoffentlich noch sehr lange erhalten bleiben wird.
Vor
allem, wenn dort so großartige Veranstaltungen stattfinden wie die Musical
Surprise am 30. August 2014. Angekündigt war, dass Rory Six, Ulrike Figgener,
Michael Postmann, David Rodriguez, Silke Müllner und Christian Peter Hauser in Zusammenarbeit mit dem Vienna Theatre Project
konzertant ein Musical in deutscher Sprache auf die Bühne stellen werden.
Welches wird erst am selben Abend bekannt gegeben. Was war also die
Überraschung? Avenue Q. Dieser Abend
war vermutlich der beste Anfang für die neue Saison, den man sich wünschen
konnte. Unterhaltsam, intelligent und charmant, rundum gelungen. Ich kenne das
Musical nur auf Englisch, die Übersetzung in der Theatercouch war wohl die aus
St. Gallen (nur Daniel Küblböck als Promi-Hausbesorger stammte aus Deutschland)
und war großteils in Ordnung (nur bei „The Internet is for Porn“ kam man nicht
um das Silbenproblem herum).
Das
Ganze machte ein wenig den Eindruck einer semi-privaten Probe, da der Raum nun
wirklich nicht groß ist und die Darstellerinnen und Darsteller fast gänzlich ohne
Requisiten auskamen. Lediglich die selbst gebastelten Handpuppen (aus Socken
und Pappmaché) sorgten für das notwendige Flair von Avenue Q. Da passte es dann auch ganz wunderbar, wenn die Handlung
für zwei Minuten still stand, weil alle – inklusive der Personen auf der Bühne –
aus dem Lachen nicht mehr herauskamen, es hin und wieder kleinere Texthänger gab
oder mal kurze Unsicherheit herrschte, welche Hand(puppe) gerade hochgehalten
werden sollte. Das alles machte den Charme dieses Abends aus und lenkte weder
von den exzellenten Gesangs- noch Schauspielleistungen der Darstellerinnen und
Darsteller ab.
Nach
so einem gelungenen Abend war es keine Frage, auch den nächsten Musicalabend
der Theatercouch zu besuchen. Mit Heiratete
mich ein bisschen stand diesmal ein Zweipersonen-Musical von Stephen Sondheim
(Lieder), Craig Lucas und Norman René (Idee) auf dem Spielplan. Das Stück besteht
aus Liedern von Sondheim, die aus anderen Musicals (z.B. A Little Night Music, Follies,
Companies, u.a.) gestrichen wurden.
Es ist eine Art Revue-Musical, in dem zwei Menschen einen Samstagabend in ihren
Appartements verbringen. Sie treffen sich nicht und sind nur hin und wieder in
ihrer Vorstellung ein Paar, wenn sie über Beziehungen und die Liebe sinnieren. Das
Konzept klingt gut, aber leider blieb vieles in der Inszenierung der
Theatercouch unklar. Dass die beiden in Wohnungen wohnen, die direkt
untereinander liegen, konnte man nur dem Programmzettel entnehmen und auch
vieles andere wurde mir erst klar, als ich nachher im Internet ein wenig das
Musical recherchierte, um meine vielen, vielen Fragezeichen aufzuklären. Das
ist besonders schade, weil sowohl Rory Six als auch Marle Mertens (begleitet
von Bettina Bogdany) sehr gut gesungen und gespielt haben.
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