Der 21. Juni ist jetzt schon etwa einen Monat her und bisher hab ich entweder nicht die Zeit oder die Muße gefunden, den Beitrag über die Bachelor-Show des Konservatoriums (fertig) zu schreiben. Warum dann also jetzt? Weil es die Absolventen und Absolventinnen verdient haben, dass man über sie schreibt. So einfach. Die Vorstellungen waren nämlich wirklich, wirklich gut und selbst jetzt ist immer noch einiges in Erinnerung. Das wunderbar emotionale "And the Rain Keeps Falling Down" zum Beispiel oder der beinah atemlos rasante "Opernboogie" oder "Dreaming With a Broken Heart" oder "Der Märchenprinz" mit dem schrecklichen (leider ziemlich realistischen) Retro-Gewand oder oder oder.
Das Konzept der Bachelor-Shows ist schnell erklärt. Die Absolventen und Absolventinnen (diesmal fünf Männer und zwei Frauen) präsentieren sich und ihr Können in jeweils etwa 20 Minuten mit einer Mischung aus Monologen, Dialogen, Songs (klassisch und modern/Musical) und Tanz, verpackt in eine mehr oder weniger zusammenhängende Story. Es ist hoch interessant, wie unterschiedlich die Personen an diese Herausforderung herangehen und wie unterschiedlich dementsprechend die Ergebnisse sind. Eins ist ihnen jedenfalls gemeinsam: Alle haben eine sehr gute Leistung gebracht und es ist ihnen zu wünschen, dass ihr Talent auch in der großen weiten Musicalwelt Anerkennung finden wird (dass sie alle bereits Engagements haben ist höchst erfreulich).
Bevor ich etwas näher auf die einzelnen Absolventinnen und Absolventen eingehe, möchte ich ein großes Lob an alle Unterstützerinnen und Unterstützer aus den Jahrgängen 1-3 vorausschicken. Da darf man schon gespannt sein, was man in ein paar Jahren von ihnen sehen und hören wird.
Wer hat sich also der interessierten Öffentlichkeit vorgestellt?
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Florian Stanek |
Florian Stanek machte den Anfang mit einer Story um einen jungen Mann, der auszieht die Welt zu erobern. Hat ein Talent für komische Momente. Als Texter muss er allerdings noch üben (der neue deutsche Text für Jason Robert Browns "Shiksa Goddess" war nicht für mich). Das End-Medely im Transvestiten-Look hat dafür nicht nur ihm und den Helfern aus dem 1. Jahrgang Spaß gemacht. [Er steht im Stadttheater Baden in
Gräfin Mariza zu sehen.]
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Sebastian Brandmeir |
Sebastian Brandmeir eröffnete fulminant mit Georg Kreislers "Opernboogie" (endlich etwas von Kreisler das mit abgesehen von "Tauben vergiften im Park" im Gedächtnis bleibt). Außerdem einprägsam sein "Monolog Sofa". Wer hat sich nicht schon mal in der Situation gefunden, etwas zu mögen, obwohl man es eigentlich gar nicht mögen will? Den Tänzer sieht man ihm zwar nicht an, die
Wild Party-Einlage war dennoch gelungen. [Er ist gerade beim Musicalsommer Amstetten in
Der Kleine Horrorladen engagiert.]
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Konstantin Zander |
Konstantin Zander stellte für mich die rundeste Sache auf die Beine, möglicherweise weil alle Dialoge aus dem gleichen Stück (
99 Grad) stammten und der Story (ob der Karl-Heinz so im Original steht?) so einen wirklich zusammenhängenden Rahmen gaben. Auch war er der einzige, der seine 20 Minuten - abgesehen von zwei Sätzen aus dem Off für die (vorhersehbare) Pointe - vollkommen alleine bestritt. Besonders schön wie eingangs erwähnt "And the Rain Keeps Falling Down". Schauspielerisch sehr stark stürzte er sich in die ganze Gefühlspalette. [Er ist in Fulda bei
Die Päpstin zu sehen.]
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Caroline Zins |
Caroline Zins überzeugte als Frau, die immer wieder an die falschen Männer gerät und dafür ihre eigene (für die Männer eher unerfreuliche) Lösung findet. Sehr witzig, dass der Wiener-Blut-Gag am Ende nochmal in Oliver Liebls vorkam. "Defying Gravity" war stimmlich leider nicht ganz ihr Lied, "Ein Neandertaler" dafür aber umso besser und die Lack-Leder-Choreographie zu "S&M" war sowieso herrlich. [Sie steht momentan bei
Titanic in Staatz auf der Bühne.]
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Timo Verse |
Timo Verse hat sehr viel Ausdruckskraft im Tanz, dementsprechend lag ein deutlicher Fokus seiner Präsentation auch auf diesem Fach und die Choreographie zu "Dreaming With A Broken Heart" war auch tatsächlich wunderbar ausgeführt. Glücklicherweise geht das Bewegungstalent nicht auf Kosten der Stimme (auch nicht währenddessen). [Er steht bei
A Chorus Line in Stockerau auf der Bühne.]
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Andrea Zidaric |
Andreja Zidaric stellte ein Potpourri aus Liedern und Monologen zusammen, deren größerer Zusammenhang mir entgangen ist. Die Verbindung zwischen "Let Me Be Your Star", dem "Lied der Köchin" und "Love Never Dies" erschließt sich mir bis heute nicht. Vielleicht hab ich ja was verpasst? Der inhaltliche Mangel soll aber ihre Leistung nicht schmälern, die ebenso hervorragend wie die der anderen. [Sie singt beim Wiener Operettensommer.]
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Oliver Liebl |
Oliver Liebl (dem Musical-geneigten Wiener Publikum schon aus der Volksopern-Produktion von
Die Spinnen, die Römer! bekannt)
machte den sehr unterhaltsamen Abschluss, seine Zusammenstellung war für mich am kurzweiligsten. Besonders der Einstieg mit "Der Märchenprinz" (diese Outfits!) und das Ende mit "Don't Break the Rules" aus
Catch Me If You Can waren gelungen. Letzteres hätte sich choreographisch auch nicht vor der Broadway-Version verstecken müssen. [Er ist bei
Titanic in Staatz engagiert.]
Die beiden Ensemble-Nummern - die Ouvertüre aus
The Full Monty sowie die Ouvertüre aus
Sweet Charity - haben außerdem gezeigt, dass die Absolventen und Absolventinnen des Konservatoriums eine fundierte tänzerische Ausbildung bekommen und mit anderen Ausbildungsstätten, die dieser Disziplin mehr Aufmerksamkeit widmen, locker mithalten können.
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